Abenteuer als Zumutung

Kultur / 18.04.2025 • 10:26 Uhr
Philosophicum Lech
Das Philosophicum steht in diesem Jahr unter dem Motto „Abenteuer. Lob der Unverfügbarkeit“. kirstin hauk

Das Philosophicum Lech 2025 widmet sich mit zahlreichen Gästen der Unverfügbarkeit des Lebens.

Lech Vom 23. bis 28. September wird Lech wieder zum Ort der Nachdenklichkeit. Unter dem Titel „Abenteuer. Lob der Unverfügbarkeit“ findet die 28. Ausgabe des Philosophicum Lech statt – erstmals im 2024 eröffneten Kultur- und Kongresshaus „Lechwelten“. Der Titel verspricht nichts Geringeres als eine Auseinandersetzung mit den Zumutungen eines Lebens, das sich – allen Planbarkeitsphantasien zum Trotz – nicht vollständig verplanen lässt.

Konrad Paul Liessmann und Barbara Bleisch leiten ab dem kommenden Jahr gemeinsam das Philosophicum Lech.  KIRSTIN TOEDTLING
Konrad Paul Liessmann und Barbara Bleisch sind auch in diesem Jahr wieder für das Programm verantwortlich.  KIRSTIN TOEDTLING

Die Schweizer Philosophin Barbara Bleisch und der Wiener Konrad Paul Liessmann verantworten erneut das Programm. Neben Vorträgen und Diskussionen mit Gästen aus verschiedenen Disziplinen sind auch Lesungen und performative Formate angekündigt – ein Spagat zwischen Theorie und Praxis, Gegenwart und Geschichte, Alltag und Systemkritik. Den Auftakt bildet am 8. Mai ein Abend im Kunsthistorischen Museum Wien, bei dem der Sammelband zur Tagung 2024 vorgestellt wird. Anmeldungen für das Philosophicum selbst sind ab 22. April online möglich. Der Veranstaltungsauftakt in Lech steht unter dem Titel „Wie ist die Lage?“ Barbara Bleisch und Konrad Paul Liessmann fragen im Gespräch mit Martin Haidinger, wie viel Sicherheit eigentlich noch erträglich ist – und wie viel Risiko noch zumutbar. Es folgt „Was ist zu tun?“, eine Debatte zwischen dem Politikwissenschaftler Oliver Marchart und der Soziologin Lea Prix. Simone Miller moderiert.

Pfaller Robert
Robert Pfaller widmet sich in seinem Referat dem “Nichtgewählten”. Peter Rigaud

Das erstmals neu strukturierte Impulsforum beginnt am Mittwoch. Michael Fleischhacker moderiert eine Diskussion über Europa – als Abenteuerraum oder Baustelle. Parallel dazu erzählen Michael Köhlmeier und Konrad Paul Liessmann in „Ins Ungewisse“ Texte, Gedanken und Reflexionen zum Thema des Jahres – in Form und Ton irgendwo zwischen Erzählung und Zwischenruf. Der offizielle Auftakt folgt am Donnerstag: Bürgermeister Gerhard Lucian eröffnet, Landespolitiker sprechen, das Vokalensemble Tannberg rahmt musikalisch.

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Danach skizziert Konrad Paul Liessmann in seinem Vortrag „Abenteuer. Lob der Unverfügbarkeit“ die intellektuelle Topografie der Woche. Die folgenden Tage bieten eine Reihe pointierter Beiträge: Der Heidelberger Altphilologe Jonas Grethlein spricht über „Kontingenz“ und den antiken Umgang mit Unberechenbarkeit. Robert Pfaller widmet sich dem Nichtgewählten, Petra Ahne der „Wildnis“, Valentin Groebner dem Tourismus. Carmen Possnig, Medizinerin mit Antarktiserfahrung, fragt, warum wir überhaupt Menschen ins All schicken, wenn doch Roboter reichen. Heino Falcke bringt den Kosmos ins Spiel – im wörtlichen Sinn. Lisz Hirn und Evelyne Binsack untersuchen das psychologische und moralische Gelände des Extremen.

Lechwelten
Lechwelten. kirstin hauk

Am Sonntag geht das Programm mit Vorträgen von Klaus Albrecht Schröder und Christoph Ransmayr zu Ende. Der eine spricht über das Bild des Abenteurers als Künstlertypus, der andere über Reise, Erinnerung und Verunsicherung – „Egal wohin, Baby“ nennt Ransmayr seinen Beitrag. Wie gewohnt flankiert ein Rahmenprogramm die Hauptveranstaltungen: Ausstellungen, Sonderführungen, Lesungen. Am Freitag wird der Tractatus-Preis verliehen, am Samstag spielt das Ensemble Faltenradio. Auch das gehört zum Lech-Ritual. „Unverfügbarkeit“ wird im Editorial der Veranstalter als Chance gefasst: Wer nicht alles unter Kontrolle hat, ist wenigstens frei. Das Philosophicum Lech 2025 nimmt diesen Gedanken beim Wort – und wagt es, das Abenteuer nicht nur zu beschwören, sondern zu probieren. Der Weg ins Ungewisse mag unbequem sein, aber er bleibt offen. Wie lange noch – das ist eine andere Frage.