Eine Reise durch die Medizin

Kultur / 02.05.2025 • 13:30 Uhr
Eine Reise durch die Medizin
Das Buch ist am 15. April erschienen. vn

Bestsellerautor Werner Bartens liest in Hittisau aus seinem neuen Buch und gibt gleichzeitig Einblicke.

Hittisau Mit „Körperglück“ und „Glücksmedizin“ hat Dr. med. Werner Bartens, leitender Redakteur im Wissenschaftsressort der Süddeutschen Zeitung, bereits Spiegel-Bestseller vorgelegt. Nun ist sein neuestes Werk erschienen: Leib und Seele – Eine Reise durch die Geschichte der Medizin. Auch dieses Buch hat es auf die Spiegel-Bestsellerliste geschafft. „Ich finde es spannend, woher all diese Vorstellungen von Krankheit und Gesundheit kommen“, sagt Bartens. Manche Menschen wollen ganzheitlich behandelt werden, andere setzen auf natürliche Heilmethoden. „Das sind uralte Muster, die es schon in der Antike gab – dessen sind wir uns oft gar nicht bewusst.“

Eine Reise durch die Medizin
Bartens ist Autor und Redakteur. stefan hobmaier

Ein Blick in die Geschichte zeigt: Früher wurde etwa die Pest als göttliches Strafgericht verstanden – als Folge von Sünde. „Heute nennt man das ‚Victim Blaming‘: dem Opfer die Verantwortung zuzuschieben. Es ist kein Wunder, dass man krank wird, wenn man viel isst oder keinen Sport macht“, so Bartens. In seinem Buch beschäftigt er sich nicht nur mit medizinischen Irrtümern, sondern auch mit grundlegenden Weltbildern: „Woher kommen unsere Ängste, Hoffnungen und Vorurteile?“, fragt er. Auch der medizinische Fortschritt ist ein Thema – und seine gesellschaftliche Akzeptanz. „Es gab zahlreiche Beispiele, in denen Ärztinnen, Ärzte oder Wissenschaftler etwas entdeckt haben, das nicht anerkannt wurde, weil es nicht in die Zeit passte.“

Zeitpunkt

So sei es etwa dem Mikroskop-Pionier Antoni van Leeuwenhoek ergangen. „Er hat mit einem Stäbchen etwas von seiner Mundschleimhaut abgeschabt und unter dem Mikroskop betrachtet – und dabei kleine, wimmelnde Tierchen gesehen“, erzählt Bartens. „Er war Wissenschaftler, doch niemand nahm seine Entdeckung ernst – obwohl er die Bakterien gesehen hatte.“ Erst 200 Jahre später führten Robert Koch und Louis Pasteur die Erkenntnis erneut aus – und diesmal ging sie in die Geschichte ein. Doch nicht nur neue Erkenntnisse prägen die Medizin: Auch uraltes Wissen wirkt nach. „Schon in der Antike wusste man, was Stress mit dem Körper macht“, sagt Bartens. „Damals gab es Heiltempel, in denen man schlafen und zur Ruhe kommen konnte.“ Heute lässt sich neurobiologisch und molekularmedizinisch nachweisen, dass Stress die Entzündungswerte im Körper steigen lässt – was das Risiko für Erkrankungen erhöht. „Durch den wissenschaftlichen Fortschritt im 19. Jahrhundert wurde vieles davon vernachlässigt. Doch Zuwendung, Zeit und die Lebensumstände spielen eine wichtige Rolle“, betont der Autor.

Werner Bartens bietet eine sachliche und zugleich anschauliche Darstellung der Wissenschaft vom Menschen – mit Fokus auf seine Hoffnungen, Ängste und das fortwährende Streben nach Heilung. Bei seiner Lesung am 3. Mai im Gasthof Krone in Hittisau gibt er Einblicke in sein neues Buch.