Von Petrus bis Leo XIV.

Josef Gelmi mit seinem neuen Buch “Das große Buch der Päpste”.
Innsbruck Mit diesem Werk legt der Kirchenhistoriker Josef Gelmi eine ebenso umfassende wie zugängliche Darstellung der Geschichte des Papsttums vor. Anlass für die Publikation ist die Wahl von Papst Leo XIV., an der Gelmi exemplarisch demonstriert, wie tief verwurzelt jede Pontifikatsentscheidung in jahrhundertelanger kirchlicher Tradition steht.

Das Buch versammelt Lebensbilder aller 267 Päpste – vom Apostel Petrus bis zum neu gewählten Leo XIV. – und richtet sich damit sowohl an historisch Interessierte als auch an Leserinnen und Leser, die sich einen Überblick über die Entwicklung dieses einzigartigen Amtes verschaffen möchten. Gelmi verzichtet bewusst auf Polemik oder theologische Einseitigkeit und bemüht sich stattdessen um eine möglichst objektive Darstellung der „Stellvertreter Christi auf Erden”, zu denen auch umstrittene, zweifelhafte oder als Gegenpäpste klassifizierte Figuren zählen.

Besonders hervorzuheben ist die aufwändige Bebilderung: Neben farbigen Wappen ab Innozenz III. und Porträts ab dem 16. Jahrhundert enthält das Buch auch zahlreiche Fotografien von Grabmälern und Grotten, die der Autor vielfach selbst aufgenommen hat – unter anderem in der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo. Diese visuelle Dimension verleiht dem Werk eine anschauliche Qualität, die es von vielen papstgeschichtlichen Überblicken abhebt.

Inhaltlich greift Gelmi auf seine früheren Arbeiten „Die Päpste in Lebensbildern” und „Die Päpste in Kurzbiographien” zurück, überarbeitet diese jedoch gründlich, erweitert sie mit neuen Erkenntnissen und passt sie den Maßstäben aktueller historischer Forschung an. Neben seiner eigenen Expertise verweist er auf maßgebliche Referenzwerke und Papsthistorikern, darunter Leopold von Ranke, Ludwig von Pastor, Philippe Levillain oder Volker Reinhardt, deren Beiträge die Tiefe seiner Darstellung stützen.

Die Struktur des Buches folgt einer Periodisierung in zwölf Kapitel. Den Päpsten der Moderne – insbesondere Benedikt XVI. und Franziskus – wird angesichts ihrer Relevanz für gegenwärtige Fragen mehr Raum eingeräumt. Auch hypothetische oder umstrittene Pontifikate, wie das der legendären Päpstin Johanna, werden kritisch erwähnt, wobei sich Gelmi eng an die offizielle Liste des Annuario Pontificio hält. Stilistisch bleibt Gelmi der Linie seiner bisherigen Veröffentlichungen treu: eine klare, verständliche Sprache, gepaart mit präziser Begrifflichkeit und theologisch-historischer Verortung. Dabei scheut er sich nicht, das Papsttum in seinen Ambivalenzen darzustellen: zwischen Heiligkeit und Macht, Tradition und Reform sowie Kontinuität und Umbruch.

Abschließend erinnert Gelmi daran, dass im Zentrum des christlichen Glaubens nicht der Papst, sondern Gott, Jesus Christus und das eigene Gewissen stehen – ein Gedanke, den er mit einem Zitat John Henry Newmans unterstreicht.