“The Life of Chuck”: Von Lebensfragen und Selbstakzep-Tanz

Kultur / 23.07.2025 • 10:49 Uhr
Film Review - The Life of Chuck
Beginnend mit seinem Tod bis hin zu seiner Kindheit lernt das Publikum in drei Akten die vielen und vielfältigen Seiten des Charles Krantz nach und nach kennen. DCM

Kurzgeschichte von Stephen King kommt als vielfältige Adaption voller Geborgenheit auf die große Leinwand.

Drama Beim Toronto International Film Festival 2024 konnte “The Life of Chuck” mit dem Publikumspreis Erfolge feiern – jetzt kommt die Verfilmung der Kurzgeschichte von Stephen King in der Regie von Mike Flanagan auch hierzulande in die Kinos. Der Streifen mit Tom Hiddleston (“Avengers: Endgame”) in der Hauptrolle ist eine lebensbejahende und warmherzige Geschichte, die sich dem Leben des Buchhalters Charles “Chuck” Krantz widmet.

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Beginnend mit seinem Tod bis hin zu seiner Kindheit lernt das Publikum in drei Akten die vielen und vielfältigen Seiten des Charles Krantz nach und nach kennen. Kalifornien zerfällt, die Welt geht unter und Marty Anderson, gespielt von Chiwetel Ejiofor (“Love Actually”), hält seinen Unterricht wie gewohnt ab. Während er gerade aus Walt Whitmans Gedicht “Gesang von mir selbst” vorliest, bricht plötzlich das Internet zusammen. Auf dem Nachhauseweg sieht er es zum ersten Mal – das Gesicht von Charles “Chuck” Krantz auf einem riesigen Billboard. Daneben die Worte “Danke Chuck! Danke für 39 Jahre!”. Mit einer Kaffeetasse in der Hand und einer dicken Brille im Gesicht sieht Tom Hiddleston aus wie der geborene Buchhalter. Auch Andersons Ex-Frau Felicia Gordon (Karen Gillan) hat diese Worte in den letzten Tagen öfter gesehen, als ihr lieb ist. Je mehr die Welt auseinanderzufallen scheint, desto öfter taucht der mysteriöse Chuck auf, bis am Ende von “Akt Drei”, ja der erste Akt trägt diesen Namen, klar wird, dass das Ende der Welt mit dem Leben und Sterben von Charles Krantz verbunden ist.

In den beiden weiteren Akten wird in der Zeit zurückgesprungen. Das Publikum lernt die vielen tänzerisch-träumerischen Facetten des jungen Chuck kennen, der seine Kindheit bei seinen Großeltern Sarah (Mia Sara) und Albie Krantz (Mark Hamill) verbringt. Chuck, hier großteils gespielt von Benjamin Pajak, wächst auf in einem alten viktorianischen Haus mit einer unheimlichen Dachkuppel, die niemals betreten werden darf. In diesem Haus gibt seine Oma Sarah ihre Liebe fürs Tanzen weiter und sein Opa Albie weiht ihn in die Kunst der Buchhaltung und der Mathematik ein. Geprägt von den Worten “Ich enthalte Vielfalten”, die er in einer Unterrichtsstunde zu Poet Walt Whitman gehört hat, lernt Chuck über die Zeit, was es bedeutet, vielfältig zu sein und sich selbst zu akzeptieren und zu lieben.

Film-Summer Preview
Chuck, hier großteils gespielt von Benjamin Pajak, wächst auf in einem alten viktorianischen Haus mit einer unheimlichen Dachkuppel, die niemals betreten werden darf.

Regisseur Flanagan adaptierte mit “The Life of Chuck” bereits das vierte Stephen King-Werk, zuvor führte er Regie bei “Das Spiel”, “Doctor Sleeps Erwachen” und der Serie “Der Dunkle Turm”. “Das Leben ergibt erst dann wirklich Sinn, wenn wir darauf zurückblicken”, begründete er seine Entscheidung, die untypische Struktur der Kurzgeschichte auch für den Film zu übernehmen. Die Geschichte unter dem gleichnamigen Titel ist 2020 in der Novellensammlung “Blutige Nachrichten” (englischer Titel: “If It Bleeds”, Anm.) erschienen. Für Flanagan sei bei der Adaption besonders wichtig gewesen, keine Verzweiflung oder Zynismus in die Geschichte zu bringen und die Dinge zu betonen, die Stephen King über das Leben und die Kunst zu sagen habe, hielt er in einem PR-Interview zum Film fest.

Diese Aspekte sind in “The Life of Chuck” durchaus gelungen. Der Film macht Lust darauf, sein Leben zu genießen und auszukosten – sich selbst zu akzeptieren. Er regt dazu an, sich mit seinen Passionen und Träumen auseinanderzusetzen.

Was das Storytelling anbelangt, gelingt es nicht ganz, aus den drei Akten eine kohärente Story zu machen. Jeder Akt fühlt sich an, wie ein Film für sich, trotz der vielen Parallelen und wiederkehrenden Charaktere. Das Ende sorgt zwar für mehr Klarheit, schafft es aber nicht ganz, die Geschichte schön abzurunden.

Film Review - The Life of Chuck
In seiner Rolle als der liebevolle, wenn auch manchmal strenge, Großvater Albie Krantz, geht “Star Wars”-Schauspieler Mark Hamill komplett auf.

In seiner Rolle als der liebevolle, wenn auch manchmal strenge, Großvater Albie Krantz, geht “Star Wars”-Schauspieler Mark Hamill komplett auf und glänzt mit herausragender schauspielerischer Leistung, die familiäre Wärme in den Film bringt und stellenweise auf die Tränendrüse drückt. Tom Hiddleston begeistert mit seiner Tanz-Szene in “Akt Zwei”. Dass der Brite tanzen kann, hat er zuletzt im Frühjahr 2025 als “Benedick” in der Londoner West End-Produktion von “Much Ado About Nothing” (“Viel Lärm um Nichts”, Anm.) bewiesen.

Die meditativ-musikalische Untermalung von John Andrew Grush und Taylor Newton Stewart, bekannt als “The Newton Brothers”, schafft es, ein Gefühl von Geborgenheit zu vermitteln, das den Film über den Sinn des Lebens und Sterbens ausmacht. In seiner Gesamtheit ist Flanagan mit “The Life of Chuck” eine spannende Verfilmung gelungen, die Neues wagt und Jung und Alt zum Nachdenken (und vielleicht so manche gar zum Tanzen) anregt.

The Life of Chuck

Regie: Mike Flanagan

Mit: Tom Hiddleston, Mark Hamill, Chiwetel Ejiofor, Jacob Tremblay, Karen Gillan

Start: 24. Juli