“Die Rosenschlacht”: Bitterböse und unterhaltsame Scheidungskomödie

Kultur / 27.08.2025 • 08:30 Uhr
Die Rosenschlacht
Ihr fast schon bilderbuchmäßig glückliches Leben mit zwei Kindern bekommt Risse.
Searchlight Pictures

Benedict Cumberbatch und Olivia Colman laufen in dem Kinofilm zur Hochform auf.

Komödie Ivy und Theo, das ist die große Liebe. Davon sind nicht nur die beiden überzeugt, sondern auch ihre Freunde und ihre Familie. Doch ihr fast schon bilderbuchmäßig glückliches Leben mit zwei Kindern bekommt Risse, und am Ende entladen sich all die aufgestauten Gefühle mit gewaltiger Wucht. “Die Rosenschlacht” nennt sich die bitterböse und unterhaltsame Scheidungskomödie, in der Benedict Cumberbatch und Olivia Colman zur Hochform auflaufen.

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Ebenfalls Teil des prominenten Filmcasts: “Weird Barbie”-Darstellerin Kate McKinnon oder Andy Samberg (“Brooklyn Nine-Nine”). Angelehnt ist die Komödie an den Filmklassiker “Der Rosenkrieg” von 1989 mit Kathleen Turner und Michael Douglas. 100 Minuten lang bietet “Die Rosenschlacht” bestes Kinovergnügen. Im Stile klassischer Screwball-Comedys zündet der Film von Komödienspezialist Jay Roach (“Meine Braut, ihr Vater und ich”) ein Feuerwerk an witzigen und oft sehr bissigen Dialogen. Und in all das lockere Geplänkel mischt sich noch eine Note – kleine Unzufriedenheiten, Sticheleien, Verletzungen. Anfangs nur nebenbei. Aber irgendwann wird klar: Ivy und Theo stecken in einer handfesten Krise, die auf einen hochdramatischen Höhepunkt zusteuert.

Große Umbrüche werfen das Leben der Familie Rose aus der Bahn. Theo, einst ein erfolgreicher Architekt, ist nach einer desaströsen Panne arbeitslos. Nun will er sich beim Bau seines eigenen Hauses verwirklichen, hoch über dem Pazifik bei San Francisco. Für den Familienunterhalt will Ivy sorgen, die nach Jahren als Hausfrau und Mutter ihren Traum von einem eigenen Restaurant wahr machen will. Doch Theo kämpft mit seinem Ego und mit Neid. Und Ivy fühlt sich von ihm im Stich gelassen und wirft ihm vor, ihr hart verdientes Geld beim Hausbau für unnötigen Luxus auszugeben.

Die Rosenschlacht
Humorvoll und bitterböse wird also diese große Liebesgeschichte eines Paares erzählt, das sich gegenseitig sabotiert und immer mehr hineinsteigert.

Und dann ist da noch der Alltag. Wer kümmert sich um die Kinder? Wer kauft ein? Wer macht Wäsche? Banalitäten, doch wie Paare wissen, jagen sie den Puls nach oben vor allem in Kombination mit dem Gefühl, “immer” alles alleine machen zu müssen. Schon ist die Frustration da und oft auch der Streit.

So auch im Hause Rose: Ivy wird als gefeierte neue Restaurantchefin von einem Magazin für ein Fotoshooting nach New York eingeladen. Während sie sich im Luxusjet verwöhnen lässt, hält Theo zu Hause alles am Laufen und erzählt ihr am Telefon: “Der Nachbarshund hat auf die Wäsche gekackt, die Kinder haben wieder Läuse und mein linkes Auge zuckt.” Doch Ivy hört schon gar nicht mehr richtig hin und ruft der Flugbegleiterin zu: “Mehr Champagner für mich, bitte”.

Humorvoll und bitterböse wird also diese große Liebesgeschichte eines Paares erzählt, das sich gegenseitig sabotiert und immer mehr hineinsteigert. Colman und Cumberbatch spielen leicht und lustvoll, verleihen ihren Figuren aber auch Vielschichtigkeit und Tiefe. Und sie zeigen ihr wunderbares komödiantisches Talent, bei dem jeder Satz und jeder noch so kleinste Gesichtsausdruck sitzen. Ihre Figuren hassen sich – und lieben sich, selbst in bittersten Momenten. Nicht zuletzt ist es dieser Widerspruch, der Ivy und Theo so nahbar macht. Und so fiebert man im Kinosessel mit: Bitte, bitte, vertragt euch doch einfach wieder!

Doch statt nach Lösungen zu suchen, machen sie mit neckischem Geplänkel weiter. Früher verlieh das ihrer Liebe eine leichte, spielerische Seite, nun wird es bitter – und ausfallend. Dabei legt doch gerade Theo Wert auf Haltung: “Please be a little more british about it” (Bitte sei etwas britischer), rügt er Ivy.

Die Rosenschlacht
“Die Rosenschlacht” ist eine unterhaltsame Scheidungskomödie.

Eine der schönsten Szenen: ein Abendessen, zu dem das Paar in das neue Haus lädt. Während sich Ivy und Theo im Plauderton fies beleidigen, erleiden ihre Freunde Fremdscham. “Ivy ist manchmal wütend auf mich, und ich merke es nicht mal”, meint Theo. Und Ivy: “Er hat manchmal seinen Schwanz in mir und ich merke es nicht mal.” Alle schweigen. Doch der eine oder andere nimmt die Demontage des einstigen Traumpaars schadenfroh zur Kenntnis wie Barry (Samberg), dessen eigene Beziehung mit Amy (McKinnon) kriselt.

Nach und nach steigern sich die Gefühle, und am Ende wird es richtig heftig, so wie auch in Danny DeVitos Romanverfilmung “Der Rosenkrieg” von 1989, in der Barbara und Oliver Rose eine regelrechte Zerstörungsorgie feiern mit ikonischen Szenen, in denen unter anderem ein großer Luster an der Decke eine Rolle spielt. Auch die Roses von 2025 sind alles andere als zimperlich. Oder wie Theo irgendwann lakonisch feststellt: “Die Sache artet jetzt doch etwas aus”.

Die Rosenschlacht

Regie: Jay Roach

Darsteller: Olivia Colman, Benedict Cumberbatch, Andy Samberg, Allison Janney, Ncuti Gatwa

Start: 28. August