Zwischen Leidenschaft und Melancholie: Tango am See

Kultur / 12.08.2025 • 16:21 Uhr
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Der Tango aus Finnland füllte die Montagehalle mit Tanzbegeisterten.BF / Dietmar Mathis

Die Bregenzer Festspiele 2025 bringen den finnischen Tango in die Bodenseeregion.

Bregenz Am Montag konnten Tangobegeisterte ihr Tanzbein schwingen: Die Bregenzer Festspiele 2025 holten den in Finnland besonders beliebten Tango nun auch an den Bodensee. Zwischen einer inszenierten Waldlandschaft und dem Bodenseeufer wurde Bregenz zu einer idyllischen Tanzfläche mit exzellenter musikalischer Begleitung aus Finnland. Arja Koriseva, Johannes Vatjus, das Alakulo Ensemble, der Moderator Roman Schatz und das engagierte Publikum sorgten für einen stimmungsvollen Sommerabend am See.

Tango und Finnland scheint zunächst eine untypische Synthese zu sein. Jedoch hat die Tanz- und Gesangsrichtung im Land der Seen eine über 100 Jahre lange Tradition. Bereits seit 1914 komponieren die Finninnen und Finnen Tangomusik und entwickeln ihren eigenen Stil des Tangotanzes. Für gewöhnlich stehen die finnischen Tango-Hits in Moll und erzeugen somit ein Gefühl von Melancholie, Verletzlichkeit und Gebrochenheit. Dies wird auch im Tanz ersichtlich, bei dem sinnliche Bewegungen und viel Körperkontakt nicht wegzudenken sind. Die Beliebtheit des Tangos in Finnland zeigt sich durch das Festival Tangomarkkinat: Das weltweit älteste Tangofestival findet seit 1985 jährlich in Seinäjoki statt. Jedes Jahr wird eine Tangokönigin oder ein Tangokönig gekürt und der Tango von rund 1,1 Millionen mitfiebernden Finnen gewürdigt.

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BF / Dietmar Mathis

Das Bregenzer Festspielhaus eröffnete seine Montagehalle für die finnische Besonderheit. Mit dabei war die Solistin Arja Koriseva, Tangokönigin des Jahres 1989 und eine der bekanntesten finnischen Musizierenden. Sie beschreibt den Tango als ihr Leben und veranschaulichte mit ihrer feinfühligen und doch kraftvollen Stimme große Leidenschaft. Auch der Solist Johannes Vatjus, Tangokönig des Jahres 2019, konnte mit seiner offenen Ausstrahlung das Publikum mitreißen. Ob Solo oder im Duett, die Auftretenden verkörperten das charakteristische Leitmotiv des finnischen Tangos: intensive Emotionen wie Sehnsucht, Geborgenheit und Liebe. Begleitet wurden die Stimmen vom finnisch-britischen Alakulo Ensemble. Alakulo bedeutet auf Finnisch Melancholie, die durch die modernisierten Tangokompositionen des Ensembles auch die Zuschauer ergreift. Roman Schatz, welcher seit fast 40 Jahren in Finnland lebt, führte als Experte für den finnischen Tango das Publikum humorvoll durch den Abend.

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BF / Dietmar Mathis

Musikalische Werke wie AAmunkoi („Morgendämmerung“), Erottamattomat („Die Unzertrennlichen“) oder der beliebteste Tango Finnlands Satumaa („Märchenland“) verzauberten das begeisterte Publikum durch ihre schwermütige, emotionsgeladene und lebhafte Klangfarbe. Es handelte sich dabei nicht um ein reines Konzert, sondern lud die Gäste dazu ein, sich der finnischen Tangomusik hinzugeben und selbst zu tanzen. Passend zu dieser Atmosphäre und dem finnischen Lebensgefühl sorgte die ausgefeilte Kulisse mit einem grün-gelben Lichtspiel, einer waldähnlichen Szenerie und einem symbolischen See für Gänsehautmomente. Auf diese Weise konnte das Publikum metaphorisch auf dem Wasser tanzen und die finnische Idylle und ihre Verbindung von Leidenschaft und Melancholie in vollen Zügen erleben.