Tony Cokes im Kunstmuseum Liechtenstein

Die Ausstellung präsentiert Leuchtkästen sowie Schrift- und Videoinstallationen.
Vaduz Das Kunstmuseum Liechtenstein hat Tony Cokes (geb. 1956, Richmond, Virginia) eingeladen, seine Arbeit in einen Dialog mit der Sammlung zu setzen. Daraus entstand die Einzelausstellung „Let Yourself Be Free“, die vom 26. September 2025 bis 1. März 2026 in den Oberlichtsälen zu sehen ist. Präsentiert werden Leuchtkästen sowie Schrift- und Videoinstallationen, ergänzt um eine neue Auftragsarbeit und ausgewählte Werke aus der Sammlung. Cokes versteht den Rundgang als Versuchsanordnung mit unterschiedlichen Routen zwischen Sammlungsgeschichte und künstlerischen Verfahren.
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„Ich fand den Gedanken interessant, mir eine Sammlung vorzunehmen und beim Hindurchlaufen verschiedene Routen auszuprobieren. Es ist ein unkonventionelles Rollenspiel, dabei lotet man aus, welche Laufwege es geben könnte: die Geschichte der Sammlung oder Verfahrensweisen, die andere Künstler vielleicht in die Aktionen und die Präsentation der Sammlung eingebracht haben. Und dann stellt sich die Frage, wie ich meine eigenen Arbeiten im Kontext anderer Werke präsentieren kann“, sagt Cokes über seinen Zugang.

Ein zentrales Prinzip der Ausstellung wie auch von Cokes’ künstlerischer Praxis ist das unerwartete Nebeneinanderstellen, Remixen und Neuinterpretieren. Im Mittelpunkt steht eine neue Dreikanal-Videoinstallation, die drei prägenden Persönlichkeiten gewidmet ist: dem Galeristen Rolf Ricke, dem Minimal-Art-Künstler Donald Judd sowie dem Kurator Harald Szeemann. Cokes „mischt“ ihre Texte und Biografien zu Erzählungen, die die durchlässigen Beziehungen zwischen künstlerischer Produktion, Sammeln, Präsentieren und Bewerten von Kunst beleuchten.

Bekannt wurde Cokes durch Videoarbeiten, in denen er Zitate aus ganz unterschiedlichen Texten mit leuchtenden Farbfeldern und Musik kombiniert. Er bezeichnet sich selbst als „Post-Konzeptkünstler“, dem es weniger um die Produktion von Bildern als vielmehr um die Untersuchung unserer Beziehungen zu ihnen geht. Wie ein DJ sampelt er Fragmente aus Popkultur und Massenmedien, greift auf Social-Media-Material, Found Footage, journalistische Texte und philosophische Schriften zurück und analysiert seit den späten 1980er-Jahren kritisch Medien- und Machtverhältnisse, Rassismus und Konsumverhalten.

Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 entschied Cokes, auf traumatische Bildwelten zu verzichten. Seine bis heute fortgeführte „Evil Series“ untersucht das ideologische Klima der Post-9/11-Ära, ohne die bekannten Bilder zu reproduzieren. Der Verzicht lenkt den Blick auf die Imagination: Das Publikum greift auf gespeicherte Bilder im eigenen Gedächtnis zurück und verarbeitet sie neu. „Warum sollte man ein und dasselbe Bild noch einmal zeigen“, fragt Cokes, „wenn man gerade durch den Verzicht auf das ikonische Bild unterschiedliche Vorstellungen hervorrufen kann?“

Ebenso entscheidend wie der Text ist der Sound. Häufig setzt Cokes Pop-, Hip-Hop- oder elektronische Tracks ein, die eine Reibung zu den konzeptuellen Textelementen erzeugen. In „Free Britney?“ (2022) etwa verbindet er den Rechtsstreit um die Vormundschaft der Pop-Ikone mit deren Songtexten und zeitgenössischer Medienberichterstattung. Zunehmend richtet er seinen Blick auf die Geschichte und Rezeption von Konzeptkunst und Minimalismus. Werke von Cokes befinden sich in bedeutenden öffentlichen Sammlungen wie dem Centre Pompidou, dem Museum of Modern Art in New York und dem San Francisco Museum of Modern Art.
Diesen Donnerstag, 2. Oktober, um 18 Uhr findet die erste Führung mit der Kuratorin Letizia Ragaglia statt.