Der freie Fall in die Leidenschaft

Kultur / 12.11.2025 • 13:38 Uhr
Der freie Fall in die Leidenschaft
Babette Karner, Lilli Paasikivi, Hans-Peter Metzler und Michael Diem präsentierten das Programm.Roland Paulitsch

Die Bregenzer Festspiele feiern 2026 ihr 80-jähriges Bestehen mit einem opulenten Programm.

Bregenz Vom 22. Juli bis zum 23. August 2026 stehen die Bregenzer Festspiele im Zeichen von Leidenschaft, Mut und künstlerischer Vielfalt. Festspielpräsident Hans-Peter Metzler: „Ich freue mich sehr auf diesen Sommer. Wer unser Programmheft in Händen hält, wird sehen, was wir alles bieten.“

Der freie Fall in die Leidenschaft
Festspielintendantin Paasikivi: “Free fall into passion ist eine Einladung an alle, sich der transformativen Kraft der Kunst hinzugeben.“ Roland Paulitsch

Bei der Präsentation des Programms formulierte Intendantin Lilli Paasikivi das Leitmotiv des kommenden Jahres mit poetischer Prägnanz: „Free fall into passion – der freie Fall in die Leidenschaft.“ Dieses Motto bringe, so Paasikivi, den Geist der Festspiele auf den Punkt: „Leidenschaft in all ihren Formen: als menschliche Sehnsucht, als geistige Glut und als jene schöpferische Kraft, die Kunst erst möglich macht. Sie zeigt sich in unseren Werken ebenso wie in der Hingabe aller, die an diesem Festival mitwirken.“

Der freie Fall in die Leidenschaft
Festspielpräsident Metzler: “Nächsten Sommer feiern wir 80 Jahre Festspiele, eine beachtliche Wegstrecke, die viel europäische Kulturgeschichte in sich trägt”. Roland Paulitsch

Zum ersten Mal in der Geschichte der Bregenzer Festspiele wird Verdis „La traviata“ auf der Seebühne inszeniert. Regisseur Damiano Michieletto und Bühnenbildner Paolo Fantin verlegen die Geschichte der Pariser Kurtisane Violetta Valéry in die 1920er-Jahre, eine Ära der Jazzclubs, des Überflusses und der Illusionen. „Diese Zeit wurde zum Symbol für Exzess, Feiern und Hedonismus“, erklärt Michieletto, „sie passt perfekt zur Atmosphäre von „La traviata“ und zur Opulenz der Seebühne.“ Für Michieletto ist Oper kein museales Ereignis, sondern gelebte Emotion: „Wir müssen die Grenzen aufbrechen, die die Oper vom gewöhnlichen Leben trennen. Oper spricht zuerst zum Bauch, zu den Gefühlen. Selbst wenn man die Sprache nicht versteht oder die Handlung nicht kennt, kann die Kraft der Musik und des Theaters einen direkt erreichen. Die Oper muss dem Volk gehören.“ Aufgrund der enormen Nachfrage wurden bereits zwei Zusatzvorstellungen eingeplant. Insgesamt wird La traviata an 28 Abenden zu sehen sein. Knapp die Hälfte der rund 188.000 Karten ist bereits verkauft.

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“La traviata”-Regisseur Damiano Michieletto: “Die Oper muss dem Volk gehören.Roland Paulitsch

Mit Leoš Janáčeks „Die Ausflüge des Herrn Brouček“ steht im Festspielhaus eine selten gespielte, satirische Oper auf dem Programm. Der US-amerikanische Regisseur Yuval Sharon bringt das Werk in einer neuen Interpretation auf die Bühne.

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Auch die Werkstattbühne widmet sich dem Zeitgeist: Mit den zwei Uraufführungen „Passion of the Common Man“ des Isländers Daníel Bjarnason und „YUM!“ der Komponistin Wen Liu wird die Schnittstelle zwischen Technologie, Bewusstsein und Emotion untersucht. Im Theater am Kornmarkt präsentiert das Opernstudio eine jugendliche, energiegeladene Highschool-Version von Donizettis „L’elisir d’amore“. Im Theater Kosmos feiert am 12. August Natalie Baudys “under the influence” seine Uraufführung – das Gewinnerstück der Österreichischen Theaterallianz. Und dank einer Subvention des Kunstministeriums zum 80-jährigen Jubiläum gastiert das Burgtheater nun doch mit Molières „Der eingebildete Kranke” in Bregenz.

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Der kaufmännische Direktor Michael Diem freut sich über die 50 prozent verkauften Karten für die Seeproduktion. Roland Paulitsch

Das Konzertprogramm spannt einen Bogen von nordischen Mythen bis zu englischer Eleganz: Die Wiener Symphoniker und das Symphonieorchester Vorarlberg interpretieren unter der Leitung von Dalia Stasevska, Eva Ollikainen, Petr Popelka und Leo McFall Werke von Saariaho, Sibelius, Ravel, Dvořák und Elgar. Darüber hinaus gibt es ein Bach-Nirvana-Recital der Pianistin Angela Hewitt, einen Chansonabend mit Anne Sofie von Otter sowie ein Bach-Konzert mit dem Chor des Bayerischen Rundfunks in der Bregenzer Kirche St. Gallus.

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Roland Paulitsch

Trotz des künstlerischen Überschwangs blickt die Festivalleitung auch mit wirtschaftlichem Realismus auf die kommende Saison. Der Kaufmännische Direktor Michael Diem erinnerte daran, dass das Jahr 2025 von finanziellen Herausforderungen geprägt war: „Wir begannen mit der Aufarbeitung von 2024, einem Jahr, in dem wir zwar die höchsten Umsätze unserer Geschichte verzeichnen konnten, zugleich aber einen Verlust hinnehmen mussten. Eine ungewohnte Situation für uns. Wir erleben keine Marktkrise, sondern eine Kostenkrise: Die Ausgaben steigen in einem Tempo, das kaum noch abbildbar ist. In wenigen Jahren sind die Kosten um rund 30 Prozent gestiegen, ein Anstieg, der sich nicht einfach in den Kartenpreisen widerspiegeln lässt.“ Der Subventionsstopp über 2,1 Millionen Euro habe die Situation zusätzlich verschärft.

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Roland Paulitsch

Anlässlich ihres 80-jährigen Bestehens laden die Festspiele am 1. August zu einem großen Singalong auf die Seetribüne ein. Unter dem Motto „Alemania cantat” sind alle eingeladen, mitzuwirken: Chöre, Vokalensembles, Schulklassen, Kirchen- und Vereinschöre. Doch man muss keinem Chor angehören, um dabei zu sein. Jede und jeder, der Freude am Singen hat oder einfach Teil dieses besonderen Moments sein möchte, ist herzlich willkommen.“ Am Montag, dem 17. November, findet ab 18.30 Uhr eine Informationsveranstaltung im Festspielhaus statt. Interessierte können sich per E-Mail anmelden: ticket@bregenzerfestspiele.com