„Wie summende Traumreste …“

Feldkircher Lyrikpreises 2025 an Lorena Pircher, Katrin Pitz und Ulrike Schrimpf verliehen.
Feldkirch Am Samstagabend fand im Theater am Saumarkt die Verleihung des Feldkircher Lyrikpreises 2025 mit den Preisträgern, dem Publikumspreis und dem Gewinner des Jugendwettbewerbs 2025 statt. „Jeder Vers ist ein Ruf, der etwas in einem selbst aufruft und zum Schwingen bringt, wie summende Traumreste. Das ist es, was uns als Jury an diesen Versen ergriffen und begeistert hat. So schlicht die Sprache ist, so schön ist sie auch. Ohne genau zu wissen, was die Autorin beschreibt, spürt man sofort, worum es geht. Eine große Klarheit liegt in diesen Versen …“, begründete Klaus Berndl die Entscheidung der Jury für den ersten Preis, der an Lorena Pircher geht.

Die gebürtige Wienerin Pircher und die Zweitplatzierte Katrin Pitz aus Darmstadt wurden im Rahmen einer ansprechenden Feier gebührend gefeiert. Der Abend wurde von der sphärischen Musik des Liechtensteiner Klanglabors untermalt. Kulturstadträtin Natascha Soursos überbrachte Grußworte und Stadträtin sowie Landtagsabgeordnete Fabienne Lackner überreichte die Preise.

Wie in den vergangenen Jahren wurde auch dieses Jahr der dritte Preis als Publikumspreis vergeben. Bereits im Vorfeld hatte das Publikum die Möglichkeit, einer Poetin oder einem Poeten seine Stimme zu schenken. Am Samstagabend fiel die Wahl schließlich auf die renommierte Lyrikerin Ulrike Schrimpf. Sie wurde zur diesjährigen Publikumspreisträgerin gekürt und erhielt ein Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro, das von literatur:vorarlberg gestiftet wurde. Ulrike Schrimpf schreibt und veröffentlicht seit vielen Jahren und hat sich längst als markante Stimme der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur etabliert. Zu ihren jüngsten Publikationen zählen der Gedichtband „Mein anfällig gewordenes Herz” sowie der Roman „Lauter Ghosts”. Ihr nächster Roman wird 2026 im Insel Verlag erscheinen. Für ihr literarisches Schaffen wurde sie vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Wiener Arbeitsstipendium für Literatur 2022 und dem Bayerischen Arbeitsstipendium für Schriftsteller:innen 2024.

An diesem Abend wurden auch die Preisträgerinnen und Preisträger des Jugendwettbewerbs „Absolutely …“, der bereits zur guten Tradition geworden ist, präsentiert. In Anlehnung an das Stadtjubiläum „Feldkirch einhundert” waren Zusammenwachsen, Solidarität und Freundschaft die ausgeschriebenen Themen. Gefragt war also ein kleiner Text, der in ein „Freundschaftsbuch“ aufgenommen werden könnte: ein Gedicht, eine Ode an die Freundschaft, ein Brief an eine Freundin, ein Dialog unter Freunden oder ein „Liebesbrief“.

Die Literaturvermittlerin Marie-Rose Rodewald-Cerha und die Autorin und Kuratorin des Feldkircher Lyrikpreises, Erika Kronabitter, hatten die Aufgabe, die Einsendungen zu beurteilen und die Preisträger auszuwählen. Gewonnen haben Aleksandar Lepir, Emil Dobler, Nina Fend, Melissa Zech, Jonas Oleksak, Jérémie Caron, Aris Racea und Katarina Pavlovic.

Erika Kronabitter schrieb in ihrer Jurybegründung über den Text von Katarina Pavlovic: „Die Zeile ‚Vielleicht beginnt Freundschaft damit, dass wir Bilder löschen und wieder HINsehen‘, war für die Jury Anlass, sie für den ‚Absolutely-Preis‘ vorzuschlagen. Der Hinweis auf ein Zitat von Max Frisch und das Buch Der kleine Prinz soll uns von Vorurteilen wegbringen und uns hinführen, mit dem Herzen zu sehen – als Schritt zum Frieden.“

Alles in allem war es ein Abend im Zeichen zeitgenössischer Lyrik, der aufzeigt, welche Bedeutung diese besondere, konzentrierte und herausragende literarische Form für die aktuelle Kunst hat. Die von Erika Kronabitter herausgegebene Anthologie zum 23. Feldkircher Lyrikpreis 2025 ist ab sofort im gut sortierten Buchhandel erhältlich.