Haydns „Schöpfungsmesse“ im Feldkircher Dom

Kultur / 24.11.2025 • 14:44 Uhr
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Mit Haydns „Schöpfungsmesse“ und dem Orgelkonzert in F-Dur gestaltete die Dommusik einen Abend voller Klangkraft. VN/Marte

Chor, Orchester und Solisten formten unter Benjamin Lacks Leitung einen festlichen Abend.

Feldkirch Am Sonntagabend war im Feldkircher Dom ein klanglich sorgfältig aufgebautes Programm zu erleben, das Joseph Haydns Missa solemnis in B-Dur, auch „Schöpfungsmesse“ genannt, in den Mittelpunkt rückte. Als instrumentale Zäsur erklang Haydns Orgelkonzert in F-Dur, Hob. XVIII:7, gespielt von Domorganist Johannes Hämmerle.

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VN/MarteHaydns „Schöpfungsmesse“ im Feldkircher Dom.

Die im Jahr 1801 komponierte „Schöpfungsmesse“ zählt zu Haydns letzten kirchenmusikalischen Werken. Die Nähe zum Oratorium „Die Schöpfung“ zeigt sich nicht nur in wörtlichen Zitaten, etwa im „Gloria“ und „Credo“, sondern auch in der musikalischen Sprache insgesamt. Die Messe verbindet liturgische Struktur mit sinfonischer Gestaltungskraft und auffallender Textdeutlichkeit. Bereits im Kyrie ist zu erkennen, dass Haydn die Bitte um Erbarmen nicht als Klage, sondern als einen weiten, nach vorne gerichteten Gestus anlegt. Im Gloria entwickelte sich dieser Tonfall zu einem durchgängig aktiven Satz, in dem Chor, Orchester und Solisten eng verzahnt agierten. Sabine Winter (Sopran), Veronika Dünser (Alt), Nik Kevin Koch (Tenor) und David Höfel (Bass) bildeten ein homogenes Ensemble, das durch stilsichere Phrasierung, tragfähige Klangführung und gute Abstimmung überzeugte. Besonders in den Quartetten und Ensemblepassagen wirkten die Stimmen gleichberechtigt und sorgfältig aufeinander bezogen.

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Der Domchor St. Nikolaus stellte sich den anspruchsvollen Chorsätzen mit Präzision und rhythmischer Stabilität. In den fugierten Abschnitten des Credo ebenso wie im Sanctus war eine gute Balance zwischen klanglichem Volumen und artikulatorischer Klarheit zu hören. Die chorische Geschlossenheit, besonders in den vertikalen Passagen, trug wesentlich zur Statik des Gesamtklangs bei.
Das Orchester der Dommusik erwies sich als verlässlicher Klangpartner. Die Streicher boten eine tragfähige Grundlage mit geschmeidiger Linienführung, während die Bläser insbesondere in den inneren Stimmen für Transparenz sorgten. In den groß angelegten Sätzen Gloria und Benedictus ließ sich die Detailgenauigkeit der Orchestrierung gut nachvollziehen.

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VN/MarteHaydns „Schöpfungsmesse“ im Feldkircher Dom.

Mit Haydns Orgelkonzert in F-Dur war ein Werk zu hören, das im Spannungsfeld zwischen konzertanter Virtuosität und klanglicher Zurückhaltung steht. Johannes Hämmerle spielte den Solopart mit klarem Artikulationsbewusstsein und einem sicheren Gespür für dynamische Gewichtung. Besonders im Adagio entwickelte sich eine liedhafte Ruhe, während das abschließende Allegro rhythmisch präzise und flüssig ausgeführt war.

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VN/MarteHaydns „Schöpfungsmesse“ im Feldkircher Dom.

Benjamin Lack führte das Ensemble, den Chor und die Solisten mit kontrollierter Übersicht. Die Übergänge blieben flexibel und die Tempi waren stets organisch eingebunden. In seiner Lesart wurden die strukturellen Bögen der Messe nachvollziehbar, ohne dass der Klang überformt wurde. Die Interpretation vermied effektvolle Überzeichnung und konzentrierte sich auf ein gestalterisch durchhörbares Klangbild. Haydns „Schöpfungsmesse” zählt zu den Werken, in denen geistlicher Inhalt und musikalische Architektur eng verwoben sind. Die Aufführung in Feldkirch legte den Fokus auf diese Verbindung, ohne sie zu inszenieren. Das Publikum erlebte eine Darbietung, die auf liturgischem Fundament ruhte, in der aber zugleich Haydns musikalische Gestaltungskraft deutlich wurde, ein schöner Akzent zur beginnenden Adventszeit.