Neue Fuß- und Radwegbrücke über den Rhein

Neue Rheinbrücke „Flaneur“ verbindet ab 2028 Diepoldsau, Widnau und Lustenau.
Bregenz Die Gemeinden Diepoldsau und Widnau haben den Projektwettbewerb für eine neue Fuß- und Radwegbrücke über den Rhein entschieden. Das Siegerprojekt trägt den Namen „Flaneur“ und stammt von der Planungsgemeinschaft sbp Ingenieure Schlaich Bergermann Partner GmbH aus Stuttgart sowie Bernardo Bader Architekt ZT GmbH aus Bregenz und Azmoos. Die 290 Meter lange, elegant geschwungene Brücke soll ab Herbst 2028 den Bogen von der Schweizer Seite in das Naherholungsgebiet „Alter Rhein“ zum Badestrand „Am Rohr“ in Lustenau spannen. Die neuen Planungen sind Teil eines umfassenden Bestrebens, die Gemeinden Diepoldsau und Widnau auf der Schweizer Seite enger mit Lustenau und der Region Vorarlberg zu verknüpfen. Derzeit sind die Ortszentren von Rhein und Autobahn getrennt; wichtige Ziele lassen sich nur über stark befahrene Straßen erreichen. Mit der neuen Brücke soll eine direkte, vom motorisierten Verkehr getrennte Verbindung entstehen, die sowohl für den Alltagsverkehr als auch für Freizeitnutzerinnen und -nutzer attraktiv ist.
Die Querung schließt an den geplanten Ausbau der Radverbindung „Am Rohr“ über den Alten Rhein an und schafft damit eine durchgehende Achse zwischen Widnau, Diepoldsau, Lustenau, Hohenems und Dornbirn.
Die Jury, der auch der ehemalige Lustenauer Bürgermeister Kurt Fischer und Gemeindeplaner Bernhard Kathrein angehörten, würdigte den Entwurf als „Promenade in der Landschaft“. Die sanfte Krümmung der Brücke sei, so der Jurybericht, „mehr als eine gestalterische Entscheidung – sie lenkt die Bewegung der Menschen und intensiviert das Landschaftserlebnis.“ Mit dieser Form greift das Projekt die Linienführung des Alten Rheins auf und fügt sich harmonisch in die umgebende Fluss- und Dammlandschaft ein. Die offene Konstruktion aus wetterfestem Stahl gewährleistet Langlebigkeit und geringen Wartungsaufwand. Der helle Gussasphalt mit eingestreutem Rheinkies schafft eine farbliche Verbindung zur Umgebung.
Die Gesamtlänge von 290 Metern wird in fünf Felder gegliedert, wodurch Eingriffe in das heutige Hauptgerinne des Rheins vermieden werden. Die Pfeiler aus Ortbeton sind nur 80 Zentimeter breit und stromlinienförmig gestaltet, um Erosion und Verklausungen zu verhindern. Auch ökologische und ökonomische Aspekte spielten bei der Materialwahl eine zentrale Rolle: Der wetterfeste Stahl bleibt über Jahrzehnte wartungsfrei, der Beton wird gezielt sparsam eingesetzt.
Im Zuge des Hochwasserschutzprojekts Rhesi wird die Brücke später um rund 20 Meter verlängert. Ihre klare Linienführung und zurückhaltende Gestaltung überzeugten die Jury als funktionales wie ästhetisches Bauwerk, das die grenzüberschreitende Mobilität im Alpenrheintal nachhaltig verbessern wird.
In der Schweiz ist es üblich, dass ein Projekt dieser Größenordnung von der Bevölkerung nochmals abgestimmt bzw. bestätigt wird. Da in den Gemeinden Diepoldsau und Widnau gemeinsam mit Lustenau der dementsprechende Grundsatzbeschluss bereits gefasst wurde, sehen die Beteiligten der Abstimmung positiv entgegen.
Die geplante Radbrücke in Lustenau, Au, wurde aus Spargründen bislang nicht umgesetzt, hier handelt es sich um ein anderes Projekt.