Ich hatte eine Affäre – kriseln zur Vorweihnachtszeit

Theater Kosmos präsentierte die Premiere von Nick Hornbys “Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst”.
Bregenz Nick Hornbys Roman “The State of the Union” war als TV-Serie ein internationaler Erfolg, gefeiert für seine “funkelnden Dialoge” sowie auch als “witzig, aber auch von Schmerz und Komplexität durchdrungen” apostrophiert. Die Serie gewann drei Creative Arts Emmys, unter anderem als “Outstanding Short Form Comedy or Drama Series” und Emmys für die Hauptdarsteller. Die Inszenierung übernahm damals Regie-Altmeister Stephen Frears. Die Voraussetzungen für die Theateradaption im Theater Kosmos schienen bestens. Doch was auf der Leinwand als “charmanter Schnappschuss einer scheiternden Ehe” funktionierte, wirkt auf der Bühne seltsam antiquiert.

Die tadellose Inszenierung von Augustin Jagg folgt der bekannten vorgegebenen Struktur: zehn zehnminütige Szenen, angesiedelt in einem Pub (Suat Ünaldi als Barkeeper), kurz vor der wöchentlichen Paartherapie-Sitzung bei der Therapeutin Kanyon Long (sic!). In diesen jeweils kurzen Momenten bei einem Drink werden die Probleme, Missverständnisse und tief verwurzelten Konflikte ihrer Beziehung verhandelt: vor allem die außereheliche Affäre von Louise, die alles ins Wanken brachte. Ihre Ehe steht kurz vor dem Aus. Beide versuchen aufzuarbeiten, was schiefläuft, und ringen um eine Lösung – ob sie die Ehe retten können oder ob ihre Gemeinsamkeiten (z. B. ihre Kinder, TV-Serien) nicht mehr ausreichen.
Die Besetzung agiert makellos. Julia Sewing und Felician Hohnloser verkörpern das kriselnde Paar äußerst glaubwürdig und meistern die konventionelle Regiearbeit mit Bravour.

Das eigentliche Problem ist der Text selbst. Was als pointiert und witzig gedacht war, entpuppt sich als überraschend konstruiert und leicht durchschaubar. Die Dialoge haben wenig Komplexität, schon gar keinen Tiefgang (wie z. B. Donald Margulies’ “Dinner with Friends”, Philip Ridleys “Tender Napalm” oder Lars Noréns “Dämonen”) und bleiben trotz der perfekten Darstellerleistungen unter ihren Möglichkeiten.
Adventliche Vorfreude
Dem Stück mangelt es an Biss. Es fühlt sich an, als spiele sich das Geschehen unter einer Glasglocke ab. Man könnte die Textvorlage, ohne despektierlich zu wirken, als “adventlich” bezeichnen: Sie schafft vor allem Vorfreude auf das, was vielleicht noch kommen mag – Weihnachten.

Vielleicht hätte eine Dialektfassung dem Ganzen die nötige Schräglage, einen “britischeren” Humor und mehr Pointiertheit verliehen, die in dieser Hochdeutsch-Version schmerzlich vermisst wird. So bleibt eine handwerklich solide Inszenierung, die einen überraschend durchschaubaren und platten Text nicht überstrahlen kann. Wie sagt Tom am Ende des Stücks: “Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Doch ich weiß, was ich sagen soll. Ich liebe dich.” Nicht wenige Paare werden sich in Hornbys Text wiedererkennen. Versöhnlich und mit Happy End zum Schluss vor ausverkauftem Haus. Ein vergnüglicher Theaterabend. THS
Weitere Aufführungen siehe www.theaterkosmos.at
