Zeitgenössischer Jazz zum Jahresauftakt

Drei Konzertabende beim Theater am Saumarkt Neujahrsjazzfestival 2026.
Feldkirch Das Saumarkt Neujahrsjazzfestival ist seit Jahren ein fester Bestandteil des Feldkircher Kulturkalenders. Zu Beginn des Jahres setzt es einen markanten Akzent und bündelt musikalische Neugier, Aufmerksamkeit und programmatische Offenheit. Vom Samstag, 3. bis zum Montag, 5. Jänner 2026 wird das Theater am Saumarkt erneut zum Treffpunkt für zeitgenössischen Jazz in all seinen offenen, suchenden und überraschenden Erscheinungsformen. Kuratiert wird das Festival dieses Jahr von Dietmar Kirchner, Musiker, Komponist und Sprecher der Saumarkt-Jazzprogrammgruppe. Kirchner, der auch für das Schallwende Festival verantwortlich zeichnet, hat ein Programm zusammengestellt, das Unterhaltung und Anspruch in ein ausgewogenes Verhältnis bringt. Er versteht Jazz nicht als abgeschlossene Stilrichtung, sondern als fortlaufenden künstlerischen Prozess. Die eingeladenen Projekte bewegen sich jenseits vertrauter Pfade, arbeiten mit ungewöhnlichen Besetzungen und erweiterten Formen und zeigen Jazz als Musik, die Offenheit verlangt und zugleich Nähe herstellt.

Den Auftakt gestaltet das Quartett “Zweimaurer”, ein Bandprojekt, das bereits durch seine personelle Konstellation Aufmerksamkeit erregt. Vater und Tochter, Christian und Anna Maurer, stehen gemeinsam im Zentrum der Formation, die durch Wolfgang Rainer und Robert Riegler ergänzt wird. Das Zusammenspiel vereint zeitgenössischen akustischen Jazz mit Elementen aus Blues, Latin und Rock. Ungerade Metren, komplexe Harmonik, prägnante melodische Linien und ein feiner Sinn für musikalische Ironie prägen die Musik. Erdige Grooves und improvisatorische Freiräume verbinden sich zu einer selbstverständlichen Spielform, die sich bewusst gängigen Kategorisierungen entzieht. Für Anna Maurer ist Jazz weniger eine Stilfrage als eine Haltung, ein „Wie“ statt eines „Was“.

Am zweiten Festivalabend steht mit dem Flötisten Günter Wehinger ein Musiker auf der Bühne, der für seine Neugier auf ungewöhnliche Klangfarben und seine Offenheit gegenüber unterschiedlichen musikalischen Traditionen bekannt ist. Der aus Lustenau stammende und heute in der Schweiz lebende Künstler erregte 2019 mit dem Album „Debussy“ seines Ensembles Delydious internationale Aufmerksamkeit. In einer eigenwilligen Besetzung mit Querflöte, Vibraphon, E-Bass und Koto näherte sich das Ensemble damals Werken von Claude Debussy und Erik Satie aus einer jazzspezifischen Perspektive. Inzwischen stehen neue, eigens für diese Besetzung geschriebene Kompositionen im Mittelpunkt des Programms. Gemeinsam mit Karin Nakagawa (Koto), Claire Litzler (Vibraphon) und André Buser (E-Bass) präsentiert Wehinger ein Projekt, das zeitgenössischen Jazz mit europäischer Musiktradition verbindet und neue Hörperspektiven eröffnet. Anfang 2026 erscheint mit „Live at the Bird’s Eye“ ein Konzertmitschnitt aus dem international bekannten Basler Jazzclub Bird’s Eye.
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Der letzte Festivalabend gehört der Komponistin und Musikerin Elfie Aichinger, die bereits im Rahmen des Schallwende-Festivals auf sich aufmerksam gemacht hat. Gemeinsam mit der amerikanischen Musikerin Melissa Coleman präsentiert sie ein Programm, in dem Komposition und Improvisation in ein spannungsreiches Verhältnis treten. Aichingers Stimme, gepaart mit ihrem Klavierspiel, entfaltet eine vielschichtige Klangsprache, die von einer klaren dramaturgischen Linie getragen wird. Dabei bleiben aktuelle gesellschaftliche Bezüge nicht ausgespart, sondern sind als künstlerische Haltung präsent. Melissa Coleman ist eine australische Cellistin, die in den Bereichen Klassik, Jazz und Improvisationsmusik tätig ist. Sie arbeitete als Ensemblemitglied und Solistin in diversen Kammermusikformationen und Ensembles, beispielsweise dem Klangforum Wien, mit dem sie unter anderem Werke des Vorarlberger Komponisten Georg Friedrich Haas interpretierte.