Zeit der Hysterie
Wir dürfen die Opfer der Coronakrise nicht aus den Augen verlieren. Die Aufmerksamkeit wird derzeit aber zerstreut von einer bunten Vielfalt an seltsamen Protesten und Verschwörungstheorien. Die gegenwärtige Hysterie macht nicht halt vor Intellektuellen und Freiheitsaposteln. „… sie waren mir immer zuwider; Willkür suchte doch nur jeder am Ende für sich“, meinte Goethe über Letztere. Wer denkt an die anderen? Hat irgendjemand an die Hungerlöhne und Sammelunterkünfte der osteuropäischen Arbeiterarmee in der Landwirtschaft und Fleischindustrie gedacht? Fühlen sich etwa die Arbeiterinnen in den Sweatshops – in und außerhalb Europas – frei? Sie sind doch die Stützen unserer Kultur der Freiheit und des Wohlstandes. Ist das die Normalität, die wir zurückhaben wollen? Wie unterdrückt werden wir uns fühlen, wenn Politiker plötzlich die Ratschläge der Klimaexperten umsetzen. Die Klimakrise wird in Zukunft alles überschatten. Wir müssen den Blick auf die Zukunft richten und dürfen dabei unsere Wahrnehmung nicht selbst zensieren.
Hermann Präg,
Bregenz