Evidenzbasiert?
Zum Leserbrief von Prof. Peter Fischer, VN vom 19.03.2021;
Prof. Peter Fischer nimmt in seinem Leserbrief den Generalsekretär im Bildungsministerium, Martin Netzer, für die „reaktionäre Beharrlichkeit“, welche den Landtagsbeschluss von 2015 zur Weiterentwicklung der Schulen der 10- bis 14-Jährigen blockiere, streng ins Visier. Nicht zum ersten Mal feiert er dagegen die Empfehlungen des Forschungsprojekts „Schule der 10- bis 14-Jährigen“ als evidenzbasierte Grundlage für bildungspolitische Maßnahmen.
Evidenzbasiert? Beinhalten evidenzbasierte Konzepte nicht grundsätzlich die Absicht, eine aufgestellte Hypothese durch Daten zu untermauern und mit den Ergebnissen positive Auswirkungen im Sinne erfolgreicherer Lernergebnisse zu erzielen? Resultat in diesem Forschungsprojekt sind aber allein Empfehlungen. Einen faktenbasierten Beleg der Überlegenheit einer Gemeinsamen Schule sucht man vergebens. Der aktuelle Zustrom zu den Gymnasien konterkariert die vermeintliche (oder erhoffte?) Zustimmung zur Gemeinsamen Schule. Interessant wäre auch, ob deren Befürworter in Politik und Medien zwar das von Fischer geforderte Ziel einer „sozial gerechten und offenen Gesellschaft“ teilen, den Nachwuchs aber vorsichtshalber an den Mittelschulen vorbei in Richtung Gymnasium „fördern“, obwohl die Mittelschulen unbestritten gute Arbeit leisten und pädagogisch auf neuestem Stand sind. Das wäre dann wie Wasser predigen, aber Wein trinken: Schon der ehemalige Präsident der Industriellenvereinigung, Georg Kapsch, forderte eine Gemeinsame Schule von 5 bis 14, der eigene Nachwuchs besuchte aber eine Privatschule.
Herwig Orgler,
ÖAAB Vorarlberg, Götzis