Jedoch, jedoch, ich kann nicht

Der Schweizer Pfarrer und Schriftsteller Kurt Marti schrieb zum Schluss eines Gedichtes:
„…Glücklich ihr Atheisten! Gern wäre ich einer von euch, jedoch, jedoch, ich kann nicht!“
In diesem Satz steckt das, was wir morgen feiern – das Trotzdem unserer Auferstehungshoffnung, das Osterfest.
Ich kann nicht glauben, dass es nur das gibt, was wir sehen, greifen, begreifen. Auch die Liebe selbst ist unsichtbar, und die Hoffnung, eigentlich alles Wesentliche im Leben, ebenso unser Geist und die Gefühle.
Wenn ich beim Sterben eines Menschen dabei bin, und dann nur noch den toten Körper daliegen sehe, ahne ich etwas vom Geheimnis des Todes. Der Russe Jewtuschenko schreibt: „Jeder hat seine eigene, geheime, persönliche Welt. Es gibt in der Welt den besten Augenblick, die schrecklichste Stunde. Aber dies alles ist uns verborgen. Und wenn ein Mensch stirbt, dann stirbt mit ihm sein erster Schnee und sein erster Kuss und sein erster Kampf. All das nimmt er mit sich…“ Was wissen wir schon voneinander? Soll alles, was die Geschichte eines Menschen ausmacht, einfach ausgelöscht, verloren sein und im Nichts versinken? Ich kann und will das nicht glauben.
Damals
Ich kann nicht, weil ich den Männern Glauben schenke, die zuerst in Angst und Schrecken vom leeren Grab Jesu weggelaufen sind, wie Markus berichtet. Und den Frauen, die Jesus nach seinem Tode auf verschiedene Weise begegnet sind, die seine Gegenwart gespürt und seine Auferstehung als Erste verkündet haben. Sie alle mussten erst langsam glauben lernen, dass es eine Auferstehung gibt. Der Stein des Entsetzens und der Trauer mussten erst weggerollt werden. Es gibt die „rolling stones“, nicht nur in der Musik. Wir kennen das doch auch. Hat nicht irgendwann in unserem Leben in ähnlicher Weise irgendein Engel ebenfalls von unseren Herzen Steine weggenommen? Aus den Feuersteinen wurden früher Funken geschlagen, wurde das Feuer entzündet. Vielleicht ist uns nach harten Schlägen im Leben auch schon ein zündender Glaube geschenkt worden, ist ein Licht der Hoffnung und Liebe aufgeleuchtet und hat es in unserem Leben so mache „Auferstehungen“ gegeben.
Seither
Ich kann nicht glauben, dass die Auferstehung Jesu ein Märchen ist, weil es seit 2000 Jahren Menschen gibt, die vom lebendigen Jesus gepackt waren, die von ihm begeistert waren, ganz wörtlich, wie Franz von Assisi, der den Aussätzigen umarmte, wie Vinzenz von Paul mit einem großen Herzen für die Kranken und Armen, wie eine gescheite Theresa von Avila oder Hildegard von Bingen, wie ein humorvoller Philipp Neri, der Politiker Thomas Morus und der „Jugendarbeiter“ Don Bosco, oder wie der gütige und gelassene Johannes XXIII., die gescheite und konsequente Edith Stein, wie ein Rupert Mayer, Dietrich Bonhoeffer, Alfred Delp und unzählig viele andere. Das sind nur einige wenige Beispiele von einer unüberschaubaren Menge von Christen durch alle Jahrhunderte hindurch, die durch ihr Leben die Auferstehung Jesu bezeugt haben.
Und heute
Es gibt so viele engagierte Menschen, die sich für eine gute Sache einsetzen. Ich denke an die jugendlichen Klimaaktivisten, -aktivistinnen, an die, die auf dem Marktplatz in Dornbirn bei tiefen Minusgraden eine Mahnwache für die Flüchtlinge abhielten, an die Tänzerin, die vierzehn Tage einen Hungerstreik für diese Menschen durchführte. Das sind für mich Hoffnungszeichen, Ostersignale: Menschen stehen auf für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung. Denen geht es nicht um sich selbst wie bei vielen Demonstranten unserer Zeit, sondern um ein großes Miteinander und die Zukunft unserer Erde.
Ist das nicht auch Ostern?
Und nicht zuletzt denke ich an alle, die im Blick auf ihre Verstorbenen und auch einmal auf den eigenen Tod an die Auferstehung glauben. Wenn mich Leute fragen: „Wie ist das mit dem Sterben?“, antworte ich: „Ich weiß es nicht. Ich bin auch noch nicht gestorben, aber ich glaube fest, dass wir dann hineintauchen in einen gewaltigen Strom von Liebe, in ein unvorstellbares Licht, in dem wir Gott selbst, Christus und unsere Verstorbenen erkennen!“
