Chance verpasst

Leserbriefe / 28.02.2022 • 19:14 Uhr

Zum Kommentar „Putins Krieg“ von Gerold Riedmann, VN vom 25. 2. 2022:

Wenn Putin nur den Donbass besetzt und damit den seit acht Jahren anhaltenden Krieg beendet hätte, wäre das grausame Geschehen noch nachvollziehbar. Die Russlandkrise
hat bereits mit der Antrittsrede von Putin im deutschen Bundestag im Jahr 2001 begonnen. Putin hat sich auf russisch unübliche Art der EU angebiedert und wurde danach nicht ernst genommen. Die damals Regierenden in der EU haben die historische Möglichkeit verpasst, zumindest ein Sicherheitsabkommen für Europa zu vereinbaren. Ich habe zu dieser Zeit in Russland gelebt, wo die überwiegende Mehrheit der Russen von einem EU-Beitritt geträumt hat. Jetzt sind wir alle Freunde und werden unsere Rohstoffe in den Westen exportieren und dafür die westlichen Technologien importieren. In diesem Irrglauben haben sie die Entwicklung ihres Landes vernachlässigt. Als die Russen begriffen haben, wie der Kapitalismus funktioniert, ist die Nato bereits vor ihren Außengrenzen gestanden. Die provozierende Aussage 2014 vom damaligen US-Präsident Obama – „Russland ist nur eine Regionalmacht“ – war auch ein Stich in das nationalstolze Herz Putins und hat einen wesentlichen Teil zur Ukraine-Situation beigetragen. Dass der Westen jetzt hilflos zusehen muss, wie Putin wieder Tatsachen wie bereits in Tschetschenien, Georgien, Syrien und der Krim schafft, ist auch den stetigen wirkungslosen Sanktionen geschuldet.

Alfred Fuchs, Dornbirn