Erschüttert von der Gewalt in Butscha
Zum VN-Bericht vom 05.04.2022:
Das ist nicht mehr mein Russland, wo ich in neun Jahren Aufenthalt die Herzlichkeit der Russen und ihr faszinierendes Land, das man wegen seiner Größe nur bedingt kennenlernen kann, erlebte. Ich wurde in Russland, das im Zweiten Weltkrieg 25 Millionen Menschen verloren hat, trotz Konzernsitz in Hitlers Geburtsbundesland, nie angefeindet. Nach anfänglicher Zurückhaltung im privaten und beruflichen Bereich waren die Russen immer ein verlässlicher Partner mit Handschlagqualität. Wenn man aber ihren ausgeprägten Nationalstolz, den der Westen seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion regelmäßig missachtete, verletzte, bekam man Schwierigkeiten. Dass die Osterweiterung der NATO, die nach der Auflösung des Warschauer Paktes eigentlich hinfällig war, zum Problem wird, war zu erwarten. Dass Putin, der 1992 bei meinem ersten Projekt in St. Petersburg als Vizebürgermeister involviert war und vom Projekt ein Österreichaufenthalt mit Familie organisiert wurde, einmal sein Brudervolk massakriert, war aber nicht zu erwarten. Putin hat sich immer als Europäer gefühlt und wurde mit den auch selbstzerstörenden Sanktionen in die Hände der Chinesen getrieben. Drohungen und zusätzliche Sanktionen werden den Ukraine-Krieg nicht beenden, jetzt wäre Diplomatie gefragt, sonst müssen wir auch noch zusehen wie China und Russland, Indien, das bei den Sanktionen nicht mitmacht, für eine neue Weltordnung in ihr Boot holen.
Alfred Fuchs, Dornbirn