„Kernstockstraßen in Dornbirn und Hohenems“
Zum Leserbrief von Helgar Schneider, VN vom 7. April:
Während sich in der Ukraine Kriegsverbrechen häufen, empört sich Herr Schneider in seinem Leserbrief „Kernstockstraße in Dornbirn und Hohenems“ darüber, dass in diesen Städten immer noch solche Straßen existieren, weil der schon 1928 verstorbene Kernstock, ein südsteirische Dichter, tiefgläubiger Katholik und Verfasser der Bundeshymne der Ersten Republik, lange vor der Machtergreifung Hitlers unter anderem auch ein Hakenkreuzgedicht verfasst hat, während die Grazer ihre Kernstockstraße umbenannt haben und Kernstock von seiner Geburtsstadt „Maribor“ die Ehrenbürgerschaft aberkannt worden ist. Wieder einmal urteilt ein Nachgeborener anhand aus dem historischen Kontext gerissener Texte offenbar ohne historisches Hintergrundwissen gleich talibanähnlichen Bilderstürmern über frühere Generationen. Graz ist mit einer kommunistischen Bürgermeisterin nicht unbedingt das ideale Vorbild für Vergangenheitsbewältigungsaktivismus. Was „Maribor“ betrifft, handelt es sich um die ehemals deutsche Stadt Marburg, deren deutsche Bevölkerung nach dem Ersten Weltkrieg Jugoslawien zwangseinverleibt worden ist und als deutsche Stadt zu existieren aufgehört hat, weswegen es nicht verwundert, dass die Mariborer jede Erinnerung an ihre deutsche Geschichte tilgen wollten. Niemand denkt daran, Denkmäler Maria Theresia’s zu beseitigen, nur weil sie einst im Winter die Prager Juden vertreiben ließ, was viele nicht überlebten. Lassen wir doch Dornbirn und Hohenems ihre
Kernstockstraßen.
Dr. Jörg Frey,
Feldkirch