Gedanken zu Albert Schweitzer

Im Sonntagsevangelium hören wir das bekannte Gleichnis vom barmherzigen Samariter, eine Stelle, die uns seit Kindheit vertraut ist. Ein Mann auf Reisen wird überfallen und schwer verletzt am Wegrand zurückgelassen. Viele, von denen man das hätte erwarten können, gehen achtlos an ihm vorüber. Es ist ein Samariter, für die jüdischen ZuhörerInnen Jesu ein „Ausländer“, der schließlich stehen bleibt und hilft. Helfen ohne Ansehen der Person: Diese Haltung will Jesus vermitteln. Und immer wieder hat es Menschen gegeben, in deren Leben sich etwas davon widerspiegelt. Dazu gehörte auch der Theologe und Tropenarzt Albert Schweitzer. Nützen wir die Anregung des heutigen Evangeliums, um zu betrachten, wie er das Gebot der Nächstenliebe in seinem Leben verwirklicht hat.
Albert Schweitzer
1875 im Elsass geboren, studierte Schweitzer zunächst Evangelische Theologie und brachte es bis zum Universitätsprofessor in diesem Fach. Neben seiner Tätigkeit als Pastor gehörte auch das Orgelspiel zu seinem großen Interessenkreis. Doch er wollte noch konkreter für die Menschen da sein. Als Seniorstudent absolvierte er das Studium der Medizin und übersiedelte mit seiner Frau 1913 nach Afrika. Dort baute er in Lambarene sein berühmtes Urwaldhospital auf. Neben seiner Tätigkeit als Arzt bestritt er auch dessen Kosten mit den Einnahmen seiner Konzerte, die er als Orgelvirtuose in Europa gab. Die Verleihung des Friedennobelpreises 1954 brachte ihm internationale Anerkennung. Als er 1965 in Lambarene starb, war er als Wohltäter weltbekannt. Menschen ohne Ansehen der Person zu helfen war die Hauptaufgabe in Albert Schweitzers Leben. Wer in Not war, konnte sich in seinem Spital behandeln lassen. Zugleich beobachtete Schweitzer den Umgang seiner Zeit mit den natürlichen Ressourcen mit Sorge. Das technische Zeitalter mit all seinen Folgen war im vollen Gange. Die Bewahrung der Schöpfung in ihrer Gesamtheit wurde für ihn zum Beweggrund seines Handelns. Als „Ehrfurcht vor dem Leben“ beschrieb er die Motivation, welche das Handeln der Menschen leiten solle. Denn als Lebewesen weiß sich der Mensch nicht nur mit seinen Mitmenschen, sondern auch mit allen Geschöpfen verbunden. Diese Schicksalsgemeinschaft kann nur bestehen, wenn Achtsamkeit und Rücksichtnahme das Miteinander prägen.
Leben wahrnehmen
Das Evangelium der Nächstenliebe hat Albert Schweitzer in seinem Leben auf einzigartige Weise verwirklicht. Unmittelbar wurde er für unzählige zum barmherzigen Samariter, der half und heilte. Seine Gedanken zur Bewahrung der Schöpfung können uns auch heute viel sagen. Die Verbundenheit des Menschen mit allem, was lebt, und das Angewiesensein auf die Natur gehören zu den großen Themen unserer Zeit. Gerade die Urlaubszeit mag zudem eine willkommene Gelegenheit sein, die eigene Umgebung in diesem Sinne bewusst wahrzunehmen. Ausflüge in die Bergwelt oder Fahrten ans Meer bringen uns in der Freizeit die Natur näher. Leben in den unterschiedlichsten Formen wird ganz konkret erfahren. Dass dieser Lebensraum keine Selbstverständlichkeit ist, wird uns heute immer mehr bewusst. Albert Schweitzer war seiner Zeit weit voraus, als er diese Zusammenhänge erkannt und beim Namen genannt hat. Gleichsam als Herzensanliegen des Menschen hat er den ehrfurchtsvollen Umgang mit seiner Umwelt bezeichnet. Beim Erleben der Natur mag uns dann in den Sinn kommen, was er einmal sagte: „Mit dem Herzen zu denken, ist die rechte Art für die Menschen“.
