Brauchtum und
Zeremonie
Es ist Brauch, zu Allerseelen an den Kriegerdenkmälern in Form einer Zeremonie (Kranzniederlegung, Lied vom Kameraden, mahnende Worte bzw. Ansprachen) der Gefallenen und Opfer der Kriege und Verfolgung zu gedenken. Das scheint Silvia Reichart aus Feldkirch nicht verstanden zu haben. In der Manier von Wokeness und Cancel Culture kritisiert sie in ihrem Leserbrief (VN vom 14.11.23) die Kranzniederlegung am Soldatenfriedhof in St. Wolfgang bei Feldkirch. Natürlich gibt es differenzierte Wahrnehmungen einer Veranstaltung (Menschen von der anderen Seite der Wahrnehmung, wie sie schreibt). Dem widerspricht sie, wenn sie meint „wird die Kranzniederlegung als andachtsvolle Zeremonie beschrieben“ (Empfindung des Redakteurs), sie dagegen behauptet „So war es aber nicht“ und lässt damit keine andere Wahrnehmung zu. Die Veranstaltung mahnt, die Fragilität eines Friedens zu bedenken, wie es derzeit das Weltgeschehen brutal zeigt. Wenn Frau Reichart schreibt „Waffengewalt bringt keinen Frieden“, so stimmt das auch nicht. Diktaturen und Regime wurden fast alle mit Waffengewalt beendet. Und wenn Frau Reichart sich über die Böllerschüsse während des Liedes vom Guten Kameraden echauffiert, es hat sie niemand gezwungen, an der Veranstaltung teilzunehmen.
Günther Wieser, Lochau