Missbrauch der Werte als „Leitkultur“
Ich möchte Verena Konrad und Johannes Huber für ihre Kommentare zum Thema Leitkultur (VN, 3. und 6.4.) danken. Die Nehammer-ÖVP hat in letzter Zeit in plumper Weise versucht, mit Aussagen zu Normalität und oberflächlicher österreichischer Scheinidentität um Wähler(inne)n der FPÖ zu werben.
Deren selbsternannter „Volkskanzler“ Kickl befriedigt seine Sehnsucht nach Groß-sein dadurch, indem er ständig gegnerische Politiker(inne)n und Parteien abwertet und sich zur erlösenden Lichtgestalt stilisiert. Die ÖVP glaubt anscheinend, durch diese einfältige Leitkultur-Propaganda, welche die für Österreich so wichtige gesellschaftliche Vielfalt negieren will, potenzielle Wähler(inne)n für dumm verkaufen zu können. Wenn Werte verordnet werden sollen, werden sie tyrannisch, unterdrückerisch und ausgrenzend. Werte können nur vorgelebt werden und durch ihre Vorbildkraft wirken. Man kann auch nicht „Werte von gestern“ für die Problembewältigung von heute kopieren. Werte müssen immer wieder neu ins Dasein gebracht werden, im Kontakt mit sich selbst und den Menschen. Der Rahmen dafür ist mit unserer Verfassung und den Menschenrechten schon gegeben. Während die Kickl-FPÖ auf der Angst und Wut der Menschen aufbauend auf eine Ethnokratie abzielt, scheint die ÖVP auf christlich-soziale Werte zu pfeifen. Welche Werte werden dann vorgelebt, wenn das die nächste Regierungskoalition wird? Mir graut davor.
Peter Mennel, Schwarzach