Herausforderung: Geburtendefizit

Leserbriefe / 02.06.2024 • 18:16 Uhr

ORF am 28. Mai: „Am 1. Jänner 2024 haben 9.158.750 Menschen in Österreich gelebt. Das waren 0,6 Prozent mehr als 2022. Während das Wachstum erneut ausschließlich auf Zuwanderung zurückzuführen war, war das Geburtendefizit so hoch wie zuletzt zum Ende des Zweiten Weltkriegs.“ Diese Meldung sollte die Parteizentralen und viele Menschen betroffen machen, wenn nicht gar alarmieren. 2023 wurden 6,1 Prozent weniger Kinder geboren als 2022. Die Geburtenbilanz ist das vierte Jahr in Folge stark negativ, so die Statistik Austria. Ich wünsche mir eine breite, sachlich und überparteilich geführte gesellschaftliche Debatte darüber mit Beteiligung der Religionen. Ich wünsche mir Parteien, die dieses Thema zum Thema in Wahlkämpfen machen und sich für eine gesunde demografische Entwicklung einsetzen. Notwendig sind verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen, die die Gründe des Geburtendefizits aufzeigen. Man könnte vieles tun, damit aus finanzieller Sicht der Mut zum Kind mehr gefördert wird. Bildung und Medien sollten sich ebenfalls diesem Thema widmen. Wichtig ist auch die Frage: Wie kann die unantastbare Würde des vorgeburtlichen menschlichen Lebens bedingungslos geschützt werden? Es ist ein langer Weg, demografische Veränderungen herbeizuführen, aber dieser Weg sollte mutig angegangen werden. „Seid fruchtbar und mehret euch“ (Gen 1,28) – dieser Ruf Gottes am Beginn der Bibel hat eine neue Aktualität bekommen.

Pfarrer Dr. Peter Willi, Feldkirch