Scheinheilige

Leserbriefe / 12.08.2024 • 18:02 Uhr

Lebensschützer?

Ein Leserbriefschreiber vom 8. August empört sich über die Teilnehmer der Mahnwache vor dem LKH Bregenz mit den Worten: „Und wieder einmal sind unsere Kirchenbrüder(innen) an Scheinheiligkeit nicht zu übertreffen.“ Er wirft ihnen Hochmut vor und bezieht das Wort Jesu auf sie „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet.“ Diese Beurteilung ist ungerecht. Ich kenne die Gesinnung dieser Menschen und beteilige mich an ihren Aktivitäten. Sie sind keine scheinheiligen Pharisäer, sondern Zeugen der biologischen Tatsache, dass Menschsein mit der Zeugung beginnt und deshalb geschützt werden muss. Die Lebensschützer können sich auf zahlreiche, auch wissenschaftliche Argumente berufen. Sie verachten niemanden, weder die Abtreibungsbefürworter noch jene Personen, die an einer Abtreibung mitwirken, schon gar nicht Frauen, die abgetrieben haben. Sie beschimpfen niemanden, sind Menschen des Friedens und besitzen ein hohes Maß an Empathie, und zwar für die ungeborenen Kinder, die ein Recht auf Leben haben, und vor allem für jene, die nach erfolgter Abtreibung leiden. Sie beten privat, in der Kirche und in der Öffentlichkeit, damit viele zur Erkenntnis kommen: Abtreibung ist nicht die Lösung. Natürlich stoßen sie auf Widerstand und werden von manchen als unangenehm empfunden. Authentisches prophetisches Zeugnis hat aber kaum einmal die Mehrheit hinter sich. Demut bedeutet Anerkennung der Wahrheit.

Pfarrer Dr. Peter Willi, Feldkirch