„Leere Kilometer“
Ja, auch ich hätte es besser gefunden, wenn sich der Bundespräsident gleich nach den Wahlen an die üblichen demokratischen Gepflogenheiten gehalten und der stimmenstärksten Partei den Regierungsbildungsauftrag erteilt hätte. 1. Schon um einer erwartbaren Opfererzählung der FPÖ den Wind aus den Segeln zu nehmen. 2. Wenn die Begründung des BP zutreffend ist, hätte Herbert Kickl allenfalls ein paar „leere Kilometer“ mehr gemacht, das hätte die Republik auch noch ausgehalten. Allerdings, die Erzählung der ÖVP „vom bösen Kickl und der guten FPÖ“ scheint wenig überzeugend; hat man doch vor der Wahl die Positionen der Kickl-FPÖ quasi kopiert, wohl in der Hoffnung, noch einige Stimmen des „kleinen wütenden Mannes“ abzugreifen.
Für diesen sind aber beide nur Wölfe im Schafspelz, realpolitisch hat niemand vor, dessen Interessen zu vertreten. Auch mit Blick auf die Bundesländer könnte man meinen, was uns diesmal einen Kanzler Kickl erspart, sind weniger demokratiepolitische Bedenken als vielmehr das Prinzip „maximaler Machterhalt“ der ÖVP. Die zweite Geige zu spielen, überlässt man da doch lieber der SPÖ, damit hat man auch gleich einen passenden Sündenbock, falls die koalitionären Stricke reißen.
Peter Morstein, Rankweil