Sehtest
Zum VN-Bericht vom 4.12.24 „Das Kuscheln mit dem Wolf ist vorbei“:
Die hochrangigen ÖVP-Politiker demonstrieren in ihren Kommentaren zur Senkung des Schutzstatus des Wolfes (wofür es auch sachlich nachvollziehbare Argumente gäbe) selbst eindrücklich, dass Parteipolitik und Ideologie zu Tunnelblick führen kann. Sie übersehen beispielsweise, dass auch mit der Etikettierung „Problemwolf“ (Definition bleibt unverändert) ein lokal günstiger Erhaltungszustand sowie seriös durchgeführte Herdenschutzmaßnahmen als grundlegende Voraussetzungen für „legale“ Abschüsse von geschützten Arten nach wie vor Geltung haben. Der Herdenschutz wird in Vorarlberg – im krassen Widerspruch zu allen umliegenden Alpenländern – allerdings per Verordnung flächendeckend als undurchführbar deklariert, weshalb sich die Zuversichtlichkeit von LR Gantner nach „baldiger rechtlicher Absicherung“ der verordneten Regelungen kaum erfüllen wird. Einen ungetrübten Blick haben Christian Pichler vom WWF mit der Betonung der Notwendigkeit gut geplanter Herdenschutzmaßnahmen sowie Gernot Heigl von der Jägerschaft mit dem Abwarten der neuen Rahmenbedingungen. Der Wildbiologe Hubert Schatz blickt offenbar mit einem hochauflösenden Spektiv und in der Hoffnung in das benachbarte Ausland, dass dort die Quellpopulationen reguliert werden. Damit ließe sich die Zuwanderung aber höchstens reduzieren, nicht jedoch verhindern. Nicht nur beim Sehtest durchgefallen ist der Redakteur Klaus Hämmerle mit der reißerischen Überschrift: Denn beim Umgang mit Wildtieren geht es nie ums „Kuscheln“, sondern um Respekt.
Dr. med. vet. Erik Schmid, Götzis