Systemwechsel auch in der Tierzucht
dringend notwendig!
Mit sehr überzeugenden und nachvollziehbaren Argumenten fordert der Obmann des Vorarlberger Waldvereins Maßnahmen beim Wild und spricht dabei von „Hirschzucht“. Große und zentrale Rotwildfütterungen mit Kraftfutter haben sich erfahrungsgemäß nicht nur in Vorarlberg als der zentrale kritische Kontrollpunkt in der Verbreitung von Infektionskrankheiten erwiesen. Die sofortige Umstellung auf dezentrale Notfütterungen ist aber nicht nur aus epidemiologischen Gründen ein Gebot der Stunde. Ein künstlich überhöhter Wildbestand widerspricht auch von der prinzipiellen Zielsetzung dem allseits gepriesenen „natürlichen Gleichgewicht“, das es in unserer von vielfältigen Nutzungskonflikten geprägten Region schon lange nicht mehr gibt. Als langjähriger Funktionär der Alp- und Berglandwirtschaft weiß der Obmann ganz genau, dass der Großteil der Alpen sehr von den Einnahmen der Jagdpacht abhängig ist. Viel Geld gibt es nur bei viel und „kapitalem“ Wild. Außerdem stellt die Fütterung selbst ein lukratives Geschäft und Arbeitsplätze dar, ein klassischer Interessenkonflikt. Dabei hätten es die Grundbesitzer selbst in der Hand, wie gefüttert und gejagt wird, da braucht es keine Politik und keine Behörde. Die Feststellung „Am System ist etwas falsch“ gilt aber nicht nur für die kritisierte „Hirschzucht“. Auch in der Nutztierzucht hat die Intensivierung (Hochleistungszucht, Kraftfuttereinsatz, Düngung von Futterflächen …) zu erhöhter Anfälligkeit und Verbreitung von Infektionskrankheiten geführt.
Dr. med. vet. Erik Schmid, Götzis