Leserbrief: Südtirolersiedlungen – vom Erzählen und Hören

Letzte Woche im Vorarlbergmuseum: Menschen, vorwiegend ältere, erzählen, wie sie in den Südtirolersiedlungen aufgewachsen sind, am Ende des Krieges und danach. Sie erinnern an ihre Streifzüge als Kinder durch Gärten und Straßen, an die Bänke vor den Hauseingängen, wo die Frauen abends reden, an die Bänke hinterm Haus, wo die Männer ihr Abendbier trinken. Sozialer Reichtum, für den die Siedlung den stimmigen Rahmen bietet. Qualitäten, die sich auch heute noch heben lassen, auch wieder bewusst gesucht werden, wie eine heutige Bewohnerin schildert. Aber die Mängel? Da lässt sich vieles beheben, verbessern, ergänzen. Außerdem: Diese Mängel teilen die Südtirolersiedlungen mit enorm vielen anderen Siedlungen österreichweit. Abriss und Neubau so vieler Gebäude kann keine Lösung sein, ist weder wirtschaftlich noch ökologisch noch sozial verkraftbar. Aber eine gelungene, sanfte Sanierung mit Beispielwirkung? Das könnte doch ein prestigeträchtiges Projekt für alle sein, für Bauträger, Stadt und Land. Und ein großer Gewinn fürs Vorkloster, für das die Südtirolersiedlungen eine wirklich zentrale Bedeutung haben. Und zuvorderst für die Bewohner, auch die zukünftigen. Eineinhalb Jahre davor im Vorarlbergmuseum: eine Fachtagung genau zu diesem Thema. Der einhellige Appell aller anwesenden Experten: Kein Abriss – Südtirolersiedlungen zurück an den Start! Hört da niemand?
Robert Dünser, Bregenz