Die 14-Gehälter-Dummheit

Leserbriefe / 03.09.2025 • 20:28 Uhr

Zum Kommentar von Christian Rainer in den VN vom 30.08.2025:

Christian Rainer zählt in seinem Kommentar zehn Dummheiten in unserem Alltag auf. Wir alle spüren Teuerung und Inflation, doch schon diese Begriffe werden vielfach in ihrer Wirkung verwechselt. Prozentrechnung wird zur Hürde. Altersvorsorgesysteme erscheinen undurchsichtig, und wirtschaftliche Zusammenhänge bleiben für viele im Nebel. Ein Beispiel: Die vielgepriesenen 14 Gehälter sind kein Geschenk des Himmels oder etwa eine politische glorreiche Errungenschaft. Sie sind schlicht und einfach das vereinbarte Jahressalär, durch 14 geteilt. Ausbezahlt in 12 + 2 Raten. Kein Unternehmer legt „obendrauf“. Lediglich die Auszahlung wird verzögert. Trotzdem höre ich immer wieder: „Das steht mir zu!“ – Ja, es steht uns zu, weil es Teil der vereinbarten Entlohnung ist. Nicht mehr und nicht weniger. Wer arbeitet, erzeugt Wertschöpfung. Wer aber nicht versteht, wie diese verteilt wird, bleibt Spielball der Politik. Dort lebt man bestens von unserer Unwissenheit und erzählt uns perfekt formulierte Märchen, die wir allzu bereitwillig glauben. Hören wir endlich auf, solche Folklore für Realität zu halten. Beschäftigen wir uns mit den Grundlagen unserer Wirtschaft. Nur wer versteht, wie sein Lohn tatsächlich zustande kommt, kann selbstbewusst und unabhängig Entscheidungen treffen – auch an der Wahlurne. Verlässlichste Partner unserer Politiker waren und sind das mangelnde Wissen und die Vergesslichkeit des Volkes.

Robert J. Bösch, Lustenau