Jagdethik
Die beiden Berichterstattungen der VN (9.9. und 10.9.2025) führen recht deutlich vor Augen, dass die Ausübung der Jagd nicht zwingend nötig ist, sondern vielfach schlicht aus Lust an der Tätigkeit, aus Willkür oder als Geschäftsmodell ausgeführt wird. Die Notwendigkeit des Abschusses eines von sieben Schwanenküken ökologisch begründen zu wollen, ist abstrus. Ob es ‚waidgerecht‘ ist, einen Vogel im Wasser schwimmend zu erlegen, wird der Schütze vermutlich wissen. Juridisch fraglich, war der lockende ‚Jungschwanbraten‘ juristisch indes offenbar schon gedeckt. Inwiefern demgegenüber ein Jäger, der mit dem abgetrennten Haupt einer Gams Kinder erschrecken will, nur enthemmt und respektlos ist oder schon pathologisches Verhalten zeigt, mag ein Psychologe feststellen. Beide Geschehnisse zeugen jedoch von einem anthropozentrischen Menschen- und Tierbild, das gegenwärtig nicht mehr vertretbar ist und die Jagd als makabre Machtdemonstration profiliert.
Dies wirft grundsätzliche Fragen auf: Ist das derzeitige Jagdsystem noch zeitgemäß? Studien belegen, dass die ‚Regulation‘ vieler Tierarten durch Bejagung häufig kontraproduktiv ist. Werden in Vorarlberg allzu bereitwillig immer wieder Ausnahmebewilligungen erteilt, um geschützte Tierarten zu bejagen und brauchen wir dazu tatsächlich um die 2000 Hobbyjäger, die nach Feierabend Tiere töten (wollen)? Wie können Tiere in Vorarlberg besser vor Bedrohungen geschützt werden? Das sollte endlich in professioneller Runde diskutiert werden.
Ulrike Schmid, PhD, Götzis