Jagd auf den Wolf: “Er könnte schon weitergezogen sein”

Jäger macht sich bereit, räumt aber auch Herausforderungen ein.
Thüringerberg Nun steht es schwarz auf weiß: Jener Wolf, der in Thüringerberg und St. Gerold Schafe und Ziegen gerissen haben soll, darf gejagt und geschossen werden. Bis spätestens 30. September gilt die Ausnahme für die normalerweise ganzjährig vorgesehene Schonung des Großraubtiers. Mehrere Jagdgebiete kommen infrage. Dort machen sich die Jägerinnen und Jäger bereit. Thomas Fitsch ist einer von ihnen. Er will seinen Teil im Jagdgebiet in Thüringerberg beitragen, gibt aber zu bedenken: “Der Wolf könnte vielleicht schon weitergezogen sein.”

Schafe und Ziegen gerissen
Die Abschussverordnungen der Bezirkshauptmannschaften Bludenz und Feldkirch sind am Mittwochabend in Kraft getreten. Sie waren die Konsequenz von mehreren Nutztierrissen am Wochenende im Großen Walsertal: Auf der Alpe Alpila in Thüringerberg hatten Züchter zunächst drei tote Schafe entdeckt. Eines war verletzt, eines abgängig. Auch auf der Gaßner Alpe in St. Gerold schlug der Räuber aller Wahrscheinlichkeit nach zu. Eine junge Ziege war tot, fünf verletzt. Ein verletztes Tier musste später notgeschlachtet werden. Zwei Ziegen gelten nach bisherigem Stand immer noch als vermisst. Elektro-Zäune waren in beiden Fällen kein Hindernis.
Unterdessen hat Schafzüchter Matthias Ammann ein weiteres totes Tier in Thüringerberg gefunden. Seine Schafe befinden sich gemeinsam mit jenen der Familie Morscher auf der Alpe Alpila. Am Mittwoch entdeckte er bei einem Kontrollgang die bisher vermisste “Lebea” im Gebüsch, allem Anschein nach starb das Montafoner Steinschaf durch einen Biss in die Kehle. Somit sind insgesamt vier Schafe in Thüringerberg gestorben, zwei davon aus Ammanns Bestand. Auch beim verletzten Tier, einem Walliser Schwarznasenschaf, sei noch unklar, ob es überlebt oder notgeschlachtet werden muss. “Wir hadern noch, ob es weiter leiden soll.”
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Ammann hat wenig Verständnis für jene, die einen strengen Schutzstatus des Wolfes befürworten. Vielmehr drängt er auf ein schnelleres Vorgehen gegen das Raubtier. „Es ist höchste Zeit, dass man den Wolf im alpinen Raum auch präventiv entnehmen kann”, ist der Züchter überzeugt. „Wenn dem nicht so ist, wird es immer mehr Risse geben.“ Das Beispiel Schweiz zeige, dass Herdenschutzmaßnahmen allein nicht das Allheilmittel seien. „Dort hat man Millionen Franken ausgegeben und es hat nichts genützt.“

Kostbares Heu
Auf der Alpe Alpila haben die Züchter bereits persönliche Konsequenzen gezogen. Um weitere Tierverluste zu vermeiden, haben sie die Tiere zum Hof zurücktransportiert. Ammann zufolge ist das alles andere als ideal, mehr als 14 Tage könne man sich das auch nicht erlauben. Denn das Gras auf den Weiden gilt als kostbar. “Bis zum letzten Halm brauchen wir das Heu als Winterfutter.” Notfalls müsse im Winter Bioheu dazugekauft werden, die Qualität ist dem Züchter zufolge aber nicht vergleichbar. “Wir sollten wirklich so schnell wie möglich zurück auf die Alpe.”

Vielleicht kann Thomas Fitsch dazu beitragen, dass das bald wieder möglich ist. Für den Jäger, der ebenfalls Schafzüchter ist, geht es nun auf die Lauer. Morgens und abends findet eine sogenannte Ansitzjagd statt. Der Ludescher räumt aber Herausforderungen ein. „Wir haben keine Erfahrung mit der Jagd auf den Wolf, da es sich um eine geschützte Tierart handelt.“ Die Aufgabe dürfte zeitintensiv sein, zudem ist im betroffenen Gebiet im Großen Walsertal zuletzt nichts mehr vorgefallen. „Die Chance ist eher gering, dass man ihn in den nächsten Tagen erwischt“, sagt Fitsch. Vielleicht ist der Wolf also sprichwörtlich schon über alle Berge.