Leserbrief: Gmeiners Büste in Albeschwende

Leserbriefe / 04.12.2025 • 15:46 Uhr
Leserbrief: Gmeiners Büste in Albeschwende

Zum Leserbrief von Peter Mathei, VN vom 3.12.2025:

Als ich den Namen “Mathei” voller Hochachtung zum zweiten Mal wieder las, assoziierte ich – nicht nur akustisch – mit einer wunderbaren Stelle im “Matthäus-Evangelium”, wo Jesus gefragt wird, ob einem bis zu siebenmal sollte vergeben werden, und wo der Rabbi antwortet: “Nicht bis sieben, sondern bis siebzigmal sieben.” Den Opfern fällt es ganz sicher unendlich schwer, zu vergeben. Ihr Vergebungsprozess kommt einer langen, schmerzlichen inneren Odyssee gleich, die nicht unbedingt immer erfolgreich verläuft. Einen alten Mann, als Kind vergewaltigten, fragte ich: “Wie konntest du jemals vergeben? Ich hätte es nicht können.” Seine schlichte Antwort beschämte mich. “Nicht ich selber habe vergeben, sondern der Funken Liebe, der in allen Seelen wohnt, also auch in meiner und in derjenigen meines damaligen Peinigers.” Da sind wohl innere Dimensionen, die mich siebenmal überlegen ließen, ob ich als gewöhnliche, fehlerhafte Sterbliche das Recht, das Wissen und die Fähigkeit eines Richters habe.

Marie-Thérèse Mercanton, Bludenz