Parallelwelten

Leserbriefe / 12.12.2025 • 21:52 Uhr

Im VN-Artikel vom 10.12.2025 „Mehr Mitspracherecht für Betroffene und einheitliche Qualitätsstandards für Psychiatrie und Suchthilfe“ werden vom Land neu gesetzte ambitionierte hohe Ziele vorgestellt. Beim genaueren Hinsehen stellt sich die Frage nach Lösungsschritten im Hier und Jetzt. Die gesundheitliche Versorgung ist bei uns in Vorarlberg nicht für alle sichergestellt, vom Kindesalter bis ins hohe Alter, mit und ohne Behinderung, als Menschenrecht verankert. Inklusive Medizin für Menschen mit Behinderungen ist bislang kaum bekannt oder umgesetzt. Insbesondere für Kinder- und Jugendliche mit psychischen Störungen und Entwicklungsstörungen wie ADHS oderAutismus Spektrum Störungen besteht eine erhebliche Versorgungslücke.

Der Bedarf an Kinder- und Jugendpsychiatrischer Versorgung wird trotz langer Wartezeiten im niedergelassenen Bereich und personell begrenzter Ambulanzangebote im stationären Bereich unzureichend berücksichtigt und birgt Gesundheitsrisiken. Die neugeplante Spitalsstrukturreform wirft Fragen über Fragen auf. Qualitätsstandards in der medizinischen Versorgung sind durch internationale Leitlinien klar definiert. Für die Umsetzung dieser Standards benötigt Vorarlberg eine realistische Bedarfsplanung sowie ein aktives Einbinden unserer Ärzteschaft mit ihrer Expertise. Leben wir in Parallelwelten?

Dr. Adriane Feurstein, Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Präsidentin der Lebenshilfe Vorarlberg, Dornbirn