Grenzverkehrschaos schreit nach Lösung

Vorarlberg / 08.01.2018 • 20:31 Uhr
Verkehr am Grenzübergang Lustenau–Au. Die Situation bleibt unbefriedigend.FHO
Verkehr am Grenzübergang Lustenau–Au. Die Situation bleibt unbefriedigend.FHO

Bei Lustenau–Au braucht es zur Stauvermeidung laut den Experten mehr Auffächerung und Personal.

Lustenau „Die Schweizer beklagen sich über Engpässe bei ihrem Personal an der Grenze zu uns. Dabei haben sie noch viel mehr als wir. Daraus kann man ableiten, wie hoffnungslos unterbesetzt wir sind.“ Wie ein Hilfeschrei hört sich die Bestandsaufnahme der Problematik am Grenzübergang nach Au durch den Lustenauer Bürgermeister Kurt Fischer an.

Problem bekannt

Das Problem ist hinlänglich bekannt. Tagtäglich wälzt sich über den Grenzübergang Lustenau–Au in beiden Richtungen eine Lawine von Kraftfahrzeugen. Sind es an Werktagen – und speziell nach Feiertagen und Wochenenden – vor allem die Lkw, die für kilometerlange Staus auf den großen Zufahrtsstraßen zur Grenze in die Schweiz sorgen, so sind es an Verkaufssamstagen Tausende Pkw, welche für Chaos und verstopfte Straßen sorgen.

Jörg Zimmermann (45), Verkehrsexperte des Landes Vorarlberg, ist mit der Problematik konfrontiert und muss einräumen, dass sich die Dinge nur sehr langsam zum Besseren wenden. Die Lösungsansätze für eine Entschärfung der Situation in Lustenau liegen allerdings auf der Hand. „Es geht um die Möglichkeiten der Auffächerung, es geht um mehr Personal, aber auch um mehr Disziplin der Kraftfahrzeuglenker an der Grenze“, spricht  Zimmermann Klartext.

Was der Experte im Landhaus andeutet: Die Kooperationsbereitschaft des Schweizer Zolls sei noch ausbaufähig.

Zu schlechte Löhne

Diese Meinung bekommt man auch aus Kreisen des österreichischen Zolls in Vorarlberg zu hören. Zu einem gemeinsamen Wirtschaftsraum gehöre es auch, gemeinsam Verantwortung für den Grenzverkehr zu tragen. Lustenau trage die Hauptlast für den grenzübergreifenden Schwerverkehr und könne durchaus entlastet werden. „Würden nur in der Früh 200 Lkw, die über Lustenau in die Schweiz fahren, aufgefächert, wäre das eine gerechtere Verteilung“, meint ein Zoll-Mitarbeiter.

Nicht so einfach verhalte sich die Situation beim Personal. Das Problem dabei seien nicht die fehlenden Planstellen, sondern die Bezahlung. Es sei fast unmöglich, Mitarbeiter zu finden, die für den angebotenen Lohn unter anderem auch Verkehrsaufgaben wahrzunehmen bereit sind, heißt es aus Zollkreisen. Viele Grenzgänger verstehen es überhaupt nicht, dass zu Stoßzeiten an der Grenze keine uniformierten Einweiser stehen, die dafür sorgen, dass die rote Ampel von den Lkw-Lenkern auch beachtet wird. Warum das zu Spitzenzeiten nicht einfach Organe der Gemeinde Lustenau tun können, erklärt Bürgermeister Fischer so: „Wir sind rechtlich nicht befugt, solche Aufgaben zu übernehmen.“

S 18-Forderung

Das Thema Verkehr soll auch beim großen grenzüberschreitenden Treffen der Rheintalgemeinden (Agglomerationskonferenz) Ende Jänner in der Ostschweiz aufs Tapet kommen. Zu diesen und anderen Themen haben die Gemeinden Au und Lustenau gemeinsam mit den Verkehrsplanern aus Vorarlberg und dem Kanton St. Gallen noch vor Weihnachten ein gemeinsames Positionspapier erarbeitet.

Darin haben die Autoren des Papiers einmal mehr ein gemeinsames Ziel formuliert: Die möglichst rasche Umsetzung einer Entlastungsstraße zwischen Schweizer und österreichischer Autobahn. 

„Die Lösungsansätze für die Entschärfung der Situation in Lustenau liegen auf der Hand. “

Grenzverkehrschaos schreit nach Lösung

Grenzverkehr

Grenzverkehr am Grenzübergang Lustenau–Au, letztes Quartal 2016:

Lkw 1350 pro Tag (von Dienstag bis Donnerstag)
In die Schweiz: 690
Nach Österreich: 660

Pkw 13.100 täglich (Montag bis Sonntag)
In die Schweiz: 6500
Nach Österreich: 6600