“Jeden Tag neue Vorschriften”

Markt / 21.11.2013 • 22:08 Uhr
Das Haus Mooser in Frastanz: Ein gutes Beispiel für die hohe Bauqualität bei der VOGEWOSI.  
Das Haus Mooser in Frastanz: Ein gutes Beispiel für die hohe Bauqualität bei der VOGEWOSI.  

VOGEWOSI legte 2012er-Bilanz: 152 neue Wohnungen, Bilanz­gewinn 4,33 Mill. Euro.

Dornbirn. „Leistbares Wohnen hat bei uns Tradition“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Vorarlberger gemeinnützige Wohnungsbau- und Siedlungsgesellschaft (VOGEWOSI), Günter Lampert, und macht bei der Bilanzpräsentation im Vorfeld der heutigen Aufsichtsratsitzung keinen Hehl daraus, dass die Aufgaben der Gesellschaft, die zu 70 Prozent dem Land und zu 30 Prozent den Gemeinden gehört, immer anspruchsvoller werden.

 „Volles Lob“

152 Wohnungen wurden 2012 fertiggestellt, 73 Wohnungen befanden sich Ende des Jahres 2012 noch in Bau. Im laufenden Jahr wurde die Bautätigkeit stark erhöht, was in den Jahren 2015 und 2016 zu einem deutlichen Anstieg an neuen Wohnungen führen wird, so Geschäftsführer Hans-Peter Lorenz. Und wieder einmal hat die VOGEWOSI so gut gewirtschaftet, dass erstens der gestrenge Revisionsverband „voll des Lobes“ (Lampert) war, sondern dass ein ordentlicher Bilanzgewinn übrig blieb, nämlich 4,33 Millionen Euro.

Die seien dringend notwendig, wolle man die Aufgaben der nächsten Jahre zur Zufriedenheit der Gesellschafter erfüllen: Das Land will nämlich mit rund 500 Wohnungen jährlich der Wohnungsnot Herr werden. „Die 500 sollen von allen Gemeinnützigen gebaut werden, wir tragen bis 2015 rund 400 Wohnungen bei“, so Lorenz. 28 Wohnanlagen sind in den Jahren 2014 bis 2016 projektiert. Auch in Gemeinden, die bislang keinen Platz für den gemeinnützigen Wohnbau hatten.

Dass die VOGEWOSI neues Terrain bebauen kann, ist auf die missionarischen Gemeindebesuche von Lorenz und Lampert zurückzuführen. Sie konnten die Bürgermeister davon überzeugen, dass gemeinnützige Wohnungen auch in ihrem Ort Sinn machen: „Wenn junge Familien attraktive Wohnungen vorfinden, kann in kleinen Gemeinden und in Tälern die Abwanderung gestoppt werden. Der Schlüssel zu leistbarem Wohnen liegt bei den Gemeinden.“

Weiße Flecken

Und dennoch gibt es noch weiße Flecken im Land: Schruns ist einer und im Bregenzerwald sieht die VOGEWOSI ebenfalls noch großes Potenzial. Man baue nur kleine Wohnanlagen, um das Gefüge der Gemeinden nicht zu stören und das gelinge auch. Zumindest wenn die Mieter eingezogen seien, verflögen die Ängste der Anrainer, berichtet Lampert. Wenn allerdings der Bau einer gemeinnützigen Wohnanlage geplant sei, muss ordentlich Überzeugungsarbeit geleistet werden. Lorenz: „Ich frage mich manchmal schon, mit welchen Problemen wir da überhaupt kämpfen.“

Zu kämpfen hat die VOGEWOSI auch an der Preisfront: In Vorarlberg seien die Baukosten bedeutend höher als in anderen Bundesländern und auch in der Nachbarschaft. Man schreibe zwar international aus, Offerte kämen aber nur aus Vorarlberg, weil es sich für Baufirmen aus Restösterreich oder dem Ausland nicht rentiere, hier zu bauen, so Lorenz. Größere Konkurrenz täte auch dem leistbaren Wohnen in Vorarlberg gut, stellt er fest.

Kompliziert und teuer

Als Hauptverursacher unter den Kostentreibern aber nennt Lorenz die Flut an Vorschriften und ÖNORMEN, die Bauen kompliziert und teuer machten. Lorenz: „Im Jahr 2012 gab es jeden Tag eine neue oder erneuerte ÖNORM im Baubereich.“ Er fordert eine Vereinfachung, um die ständig wachsende Bürokratie und unnötige Kostensteigerungen einzudämmen.Weitere Sparmöglichkeiten sieht Lorenz in einer Erhöhung der Baunutzungszahlen. „Wenn eine Wohnanlage in die Höhe gebaut werden kann, reduziert dies die Kosten für die Dachflächen und schafft einen großzügigeren Außen- und Grünbereich für die Bewohner.“ Erprobt wird diese Überlegung bei einem Pilotprojekt in Feldkirch-Tisis, das gemeinsam mit Arbeiterkammer, Land Vorarlberg, Energieinstitut und Universität Innsbruck bereits gestartet wurde.

VOGEWOSI

» Bilanzsumme: 692,7 Mill. Euro

» Eigenkapital: 162,1 Mil. Euro

» Sachanlagevermögen:
530,2 Mill. Euro

» Umsatz: 68,5 Mill. Euro

» Bilanzgewinn: 4,33 Mill. Euro

» Bestand unbebaute Grundstücke: 195.700 m²

» Mietwohnungen: 13.405

» Eigentumswohnungen: (nur Verwaltung) 2605

» Verwaltete Wohnungen gesamt: 16.010

» Geschäftsführer: Hans-Peter Lorenz

» Gesellschafter: Land Vorarlberg (Anteil: 70,9445 %), Gemeinden (Anteil: 29.0555 %)

» Mitarbeiter: 87