Gegen neue Einkaufszentren

Räumliches Entwicklungskonzept: Absage an neue Einkaufszentren (EKZ) in der Region.
Nenzing. Die Walgau-Bewohner sind mit der Qualität ihrer Nahversorgung grundsätzlich zufrieden, Versorgungslücken gibt es allerdings in einigen kleineren Ortschaften (siehe Grafik). Und: 88 Prozent von 1012 Befragten wünschen sich kein neues Einkaufszentrum in der Region. Das ist das Ergebnis einer Studie zur Nahversorgungssituation, die im Auftrag der Regio Im Walgau erstellt wurde. Die Studie und die daraus resultierenden Handlungsempfehlungen wurden vom Vorstand der Regio als neues Teil-REK (Räumliches Entwicklungskonzept) einstimmig angenommen.
Wettbewerb um Standorte
„Im Walgau“-Obmann Florian Kasseroler spricht von einem „klaren Signal der Bevölkerung, das die Regio aufgreifen muss“. Er hofft, endlich ein brauchbares Argument gegen die größeren Handelsketten im Ärmel zu haben. Ihr Wettbewerb um Standorte und Verkaufsflächen wirke sich oft nachteilig auf die Struktur der Nahversorgung im Ort aus – und auf die kleinen Anbieter wie Bäcker, Metzger oder kleinere Lebensmittelgeschäfte, so Nenzings Bürgermeister Kasseroler.
Beispiel Frastanz: Hier will ein Händler seine bestehende Filiale vom Ortszentrum in Richtung Bahnhof verlegen, erzählt Bürgermeister Eugen Gabriel. Nicht weit entfernt steht bereits die Niederlassung einer anderen Kette. Als die von den Plänen der Konkurrenz erfährt, kündigt sie umgehend einen Antrag auf Erweiterung ihrer Filiale an. Eigentlich, so Gabriel, hätte er lieber die Nahversorger gestärkt, statt neue Einkaufzentren zu bauen.
Um solche Szenarien zukünftig zu vermeiden, wollen die Gemeinden nun gemeinsam gegen die Begehrlichkeiten der großen Ketten vorgehen. Möglich werden soll das durch eine frühe Abstimmung. Nämlich schon dann, wenn ein entsprechender Antrag eingereicht wird. Die Regio kann in der Folge eine Stellungnahme zu dem Vorhaben abgeben. Gibt es Meinungsverschiedenheiten, werden sie inkludiert. Eingreifen wolle man in den „Wettbewerb“ zwischen den Handelsketten allerdings „nur dann, wenn dadurch die Nahversorgung in den Gemeinden gefährdet ist“, stellt Kasseroler klar.
Lebensmittelketten gelassen
Die wichtigen Lebensmittelhändler der Region fühlen sich indes nicht angegriffen durch das neue Konzept. „Eine Belebung der Stadt- und Dorfkerne ist ganz im Sinne des
Familienunternehmens Sutterlüty und langfristig das Richtige für Vorarlberg“, sagt Sutterlüty-Pressesprecher
Philipp Giselbrecht. Einkaufszentren auf der grünen Wiese gebe es genug. Nicht die Größe des Unternehmens sollte daher maßgeblich für die politischen Entscheidungsträger sein, so Giselbrecht weiter, sondern jener Anbieter sollte den Zuschlag erhalten, „der langfristig das nachhaltigste Konzept für den Ort bieten kann“.
„Grundsätzlich sind alle Initiativen zur Sicherung der Nahversorgung zu begrüßen“, heißt es von Spar-Vorarlberg-Geschäftsführer
Gerhard Ritter. Spar garantiere die Nahversorgung mit 99 Standorten in Vorarlberg – darunter auch 29 „Einmalstandorte“, wo man den einzigen Lebensmittelladen im Dorf stelle. „Wenn die Regio im Walgau mit ihrem REK einen Beitrag dazu leistet, dieses hohe Niveau zu halten, hat es sich in jedem Fall gelohnt“, so Ritter abschließend.
Land begrüßt REK
Indes begrüßt auch das Land das REK. Dass sich eine Region so eindeutig positioniere, ob neue EKZ entstehen sollen oder nicht, sei ein „beispielgebender Prozess“, so LSth. Karlheinz Rüdisser. Das Land prüfe nun, ob das Konzept auch auf andere Regionen anwendbar sei. Rüdisser verweist aber auch darauf, dass die primäre Zuständigkeit bei den Gemeinden liege, das Land nur als übergeordnete Behörde eine Rolle spiele.
Nahversorgung
Umfrage unter 1012 Personen im Walgau:
» Mehr als 80 Prozent beurteilen die Nahversorgungssituation als „Sehr Gut“ oder „Gut“
» 71 Prozent können ihre täglichen Einkäufe zu Fuß erledigen
» 88 Prozent wollen kein neues Einkaufszentrum im Walgau
» Nachholbedarf gibt es in den Bereichen Mode und Textilien (51 Prozent), Sportartikel (29 Prozent) und Elektronik (19 Prozent)