Europäischer Zentralbank steht ein heikles Jahr ins Haus

Markt / 26.12.2013 • 20:41 Uhr

EZB mit neuem Euro-Land, neuer Direktorin und womöglich neuen geldpolitischen Instrumenten.

Frankfurt. 2014 könnte ein heikles Jahr für die Europäische Zentralbank (EZB) werden. Ein Überblick:

Neue Instrumente

Die EZB geht mit einem rekordniedrigen Leitzins ins Jahr 2014: Seit November können sich die Geschäftsbanken bei ihr für 0,25 Prozent Zinsen refinanzieren. Zudem hat der EZB-Rat beschlossen, dass die Institute noch bis mindestens Mitte des übernächsten Jahres so viel Liquidität bekommen, wie sie bei der EZB abrufen. Damit ist das Finanzsystem zwar geschützt gegen Liquiditätsengpässe, doch stockt der Kreditfluss in den besonders krisengeplagten Ländern Südeuropas weiterhin. Zudem ist die Inflationsrate wegen der Wirtschaftsflaute aus Sicht der Notenbanker zu niedrig und liegt klar unterhalb ihres Zielwerts von knapp zwei Prozent. Die Zentralbanker betonen seit der letzten Zinssenkung gebetsmühlenartig, dass sie noch zahlreiche Pfeile im Köcher haben. Dazu gehören unter anderem weitere milliardenschwere Geldspritzen, um die Banken flüssig zu halten, sowie ein Strafzins für Banken, die Gelder lieber bei der EZB parken, als sie als Kredit weiterzureichen. Doch da viele Firmen vor Investitionen zurückschrecken und überhaupt keine Darlehen nachfragen, sind die Möglichkeiten der Notenbank begrenzt.

„Neue Banken“

Wenn die EZB im November 2014 die Oberaufsicht über die Banken der Währungsunion übernimmt, hat sie zumindest die 128 größten Institute auf Herz und Nieren geprüft. Denn in den nächsten Monaten steht der größte Gesundheitscheck der Branche auf dem Programm, den es je gegeben hat. Ziel ist es, die Banken möglichst besenrein, also ohne schlummernde Altlasten in den Bilanzen, zu übernehmen.

Neues Personal

Mit dem Wechsel des bisherigen EZB-Direktors Jörg Asmussen ins Arbeits- und Sozialministerium nach Berlin wird der Weg frei für Bundesbank-Vizepräsidentin Sabine Lautenschläger. Das neue Bundeskabinett hat die langjährige Bankenaufseherin bereits für den frei werdenden Posten im EZB-Direktorium nominiert.

Neues Mitglied

Noch bevor Lautenschläger ins EZB-Direktorium einzieht, wird ab Jänner bereits Lettlands Zentralbankchef Ilmars Rimsevics am EZB-Ratstisch ganz oben im Frankfurter Euro-Tower Platz nehmen. Lettland ist das 18. Land, das den Euro einführt.

Neue Offenheit

Die Notenbanker werden sich im kommenden Jahr ziemlich sicher an eine neue Offenheit der EZB gewöhnen müssen. Die Zentralbank könnte schon bald wie etwa die Federal Reserve in den USA Protokolle oder zumindest schriftliche Zusammenfassungen der Sitzungen des EZB-Rats publik machen. Viele Chefs nationaler Zentralbanken fürchten, dass sie daheim Probleme bekommen könnten, wenn bekannt würde, wie sie bei den Sitzungen des EZB-Rats in Frankfurt votiert haben.

Neues Zuhause

Es ist kaum zu übersehen: In gebührendem Abstand zu Frankfurts Bankentürmen im Westend entsteht das neue Hauptquartier der EZB. Wann genau die Notenbanker dort einziehen werden, ist noch nicht klar – geplant ist 2014. Die EZB bleibt aber auch im Frankfurter Euro-Tower. Hier werden die Bankenaufseher untergebracht. Mit Assistenz-Personal sind das rund 1000 neue Mitarbeiter, die in den nächsten Monaten eingestellt werden müssen.