Erholt sich die Wirtschaft? “Jetzt wäre Zuversicht wichtig”

Die Aussicht auf das nächste Wirtschaftsjahr sei etwas besser, als es den Anschein hat, sagt ein österreichischer Wirtschaftsexperte. Allein: Zukunftsangst und weitere Unsicherheiten hemmen Investitionen.
Schwarzach Rainer Singer, Head of Major Markets & Credit Research der Erste Group, hat derzeit keine leichte Aufgabe. Auf Einladung der Dornbirner Sparkasse referierte er vor Anlegerinnen und Anlegern und vor vielen Menschen, die wissen möchten, wie sich 2026 die diversen Börsen, Märkte und Regionen entwickeln. Um auf seine Analyse hin ihre Anlagestrategie festzulegen.
Singer blickt auf die Wirtschafts- und Inflationsentwicklung in der Eurozone genauso wie in den USA – zusammenhängend damit analysiert er auch die nächsten Entscheidungen der Notenbanken. Und das geht nicht, ohne den politischen Einfluss auf diese Institutionen im Auge zu behalten, so Singer bei seinem Besuch in der VN-Redaktion. “Bei der EZB wird sich da aber nicht viel tun”, stellt er fest.

Potenzial für die Wirtschaft gebe es aber trotzdem. Wichtig wäre aber mehr Zuversicht, fasst er die Lage in Österreich zusammen: Denn die Sparquote sei stark gestiegen. Allerdings: Schwung kommt in die Wirtschaft nur, wenn auch konsumiert und investiert wird, stellt auch der Sprecher der Vorarlberger Sparkassen, Martin Jäger, fest. Die Unsicherheit ob der politischen wie wirtschaftlichen Lage im Land wie international hemme diese Entwicklung, so Singer und verweist auf durchaus positive Zeichen: In der Eurozone sind die Arbeitsplätze um sechs Prozent gestiegen, “es waren noch nie so viele Menschen in Beschäftigung”. Ein Problem im Land bleiben die hohen Energiepreise, stellt er fest, sieht aber im nächsten Jahr auch in Österreich ein leichtes Wachstum für die seit Jahren gebeutelte Wirtschaft. In Deutschland, dem wichtigsten Exportmarkt Österreichs, sorge das Milliarden-Investitionspaket für eine Belebung der Wirtschaft. Allerdings: “Mit ein bisschen Wachstum holen wir nicht auf, was wir in den letzten Jahren verloren haben”, dafür brauche es einen deutlicheren Aufschwung.
“Gelassen reagiert”
“Auf die Verwerfungen durch Zölle und die aggressive Wirtschaftspolitik der USA haben die Märkte sehr gelassen reagiert”, zieht Singer Bilanz, auch haben sich diese Märkte sehr gut behauptet, wobei Unruhe natürlich nie gut sei für die Wirtschaft. Trumps Interventionen in die globale Wirtschaft “schaut nicht nach verantwortungsvoller Politik aus”, so Singer, aber auch der europäische Aktienmarkt habe trotzdem “gut performt”, das zeige auch die Konjunktur in der Eurozone, die sich tendenziell verbessert habe.
Wenn man allerdings auf die Rendite schaut, werden auch 2026 Aktien die Hauptrolle spielen. “Doch ohne erheblichen Anteil von US-Firmen werde im Portfolio auch im nächsten Jahr nichts gehen”, so Singer. KI-Unternehmen werden zunehmend eine wichtige Rolle spielen, “eine Blase ist das nicht”, ist sich der Banker sicher. Er rät allerdings zu fundierter Beratung. Was er wie Martin Jäger feststellt, ist, dass sich auch die Generation Z (Gen Z) für interessante Anlagen interessiere und auch anlege, dabei gehe es auch um dynamische, neue Bereiche wie etwa Kryptowährungen, informieren die beiden Finanzprofis.