Gold auf Tauchstation vor nächstem Höhenflug

Gold bleibt als Beimischung unerlässlich, trotz des jüngsten Kursverfalls.
Schwarzach. Ende des 18. Jahrhunderts herrschte in Amerika eine Goldgräberstimmung. Insgesamt gab es drei große Goldräusche in den USA. Die Finanzkrise ab 2008 verursachte ebenfalls eine Art Goldrausch bei den Anlegern. Getrieben von der Angst, ihr Geld zu verlieren, schichteten viele ihre Reserven in Gold um. Gold war auf einmal wieder en vogue. Das Edelmetall setzte zu einem wahren Höhenflug an, verdreifachte seinen Wert in nur drei Jahren.
Aktuell ist die Stimmung am Goldmarkt etwas abgekühlt. Goldexperte Ronald Stöfferle spricht im Gespräch mit den VN sogar von „einer Stimmung, die am Tiefststand ist“. Der Kurs für das Edelmetall sackte von knapp 1900 US-Dollar je Feinunze im Juli 2011 auf bis unter 1200 US-Dollar. Erstmals seit Beginn des Jahrtausends wird der Goldpreis ein Jahr mit Verlusten abschließen.
Disinflation drückt Goldpreis
Gold gilt als ein guter Schutz in Zeiten steigender Inflationsraten. In den letzten Monaten aber herrschte eine starke Disinflation, sprich, die Inflationsraten waren rückläufig. Zudem stagnierten die Geldmengen – obwohl die Notenbanken ihre Bilanzen massiv ausgeweitet haben, stockt die Kreditvergabe.
Auch Star-Investoren kehrten in den vergangenen zwölf Monaten dem Goldmarkt den Rücken. Verkäufe der Milliardäre George Soros und John Paulson sorgten für Schlagzeilen und trugen mit zur Talfahrt des Goldpreises bei. Ein Grund für den Rückzug vermögender Anleger ist die Tatsache, dass die Zinsen für vergleichsweise sichere Staatsanleihen seit dem Sommer wieder steigen.
Einige Experten glauben, die Talfahrt des Edelmetalls könnte 2014 weitergehen. Demnach soll die Feinunze bis Ende 2014 mit nur mehr 1050 US-Dollar gehandelt werden. Zu diesen Experten zählt Stöferle nicht, wenngleich er als der Goldexperte Österreichs gilt und Geschäftsführer der Incrementum AG, eine Investmentgesellschaft in Vaduz, ist. Er sieht gute Gründe, die für einen Goldkauf sprechen würden. „Das Vertrauen vieler institutioneller Anleger kommt langsam wieder zurück.
Ebenso würden Staaten wie China, Thailand oder Mexico derzeit ihre Goldreserven vehement aufstocken.
Darüber hinaus ist Stöferle überzeugt, dass im Zuge der Krisenbewältigung Maßnahmen ergriffen wurden, die auf Dauer Schaden anrichten, oder zu wenig weit greifen. „Japan beispielsweise betreibt das ,quantitative easing‘ in gleichem Ausmaße wie die USA, erbringt aber nur ein Drittel der Wirtschaftsleistung der Vereinigten Staaten von Amerika. Das kann auf Dauer nicht funktionieren“, sagt Stöferle, dessen Meinung nach die Banken trotz aller Regulierungen noch immer unterkapitalisiert sind. Zudem wäre die derzeitige Krise, so Stöferle, von starker Deflation, also rückläufigem Kreditwachstum, geprägt, wären da nicht die zahlreichen staatlichen Maßnahmen, die eine systembereinigende Deflation verhindern.
Mitte Jahr bei 1480 US-Dollar
Der Nährboden für eine weitere kapitale Erschütterung an den Finanzmärkten ist für den Experten also gegeben. „Deshalb sollte eine monetäre Versicherung weiterhin eine große Rolle spielen“, sagt der gebürtige Wiener.
Da auch Realzinsen nahe Null ein ideales Umfeld für den Goldpreis seien und diese auch niedrig bleiben müssen, damit die Staaten ihre Schulden noch bedienen können, glaubt Stöferle an einen steigenden Goldpreis 2014. „Ich denke, dass ein Kurs von 1480 Dollar bis zum Sommer 2014 durchaus realistisch ist.“
Die Stimmung ist auf historischem Tiefststand. Im Zuge der Korrektur wurde viel Schaden angerichtet.
Ronald Stöferle
Stichwort
quantitativ easing ist die Geldpolitik einer Zentralbank, die zum Einsatz kommt, wenn der Zinssatz der Zentralbank bereits auf null oder fast auf null gesetzt wurde und weiterhin eine expansive Geldpolitik angesagt ist. In diesem Fall kauft die Zentralbank Anleihen, private oder Staatsanleihen, um weiterhin die Wirtschaft und den jeweiligen Staat mit mehr Geld zu versorgen.