Mehr Rückgrat gefordert

Zehetner: „Wer berufliche Veränderungen will, muss bei sich selbst den Hebel ansetzen.“
Kennelbach. (dh) Ob ein neuer Job, mehr Geld, weniger Arbeit oder einfach ein besseres Miteinander im Büro: Die Vorsätze für das neue Berufsjahr sind zwar gegeben, scheitern aber meist an ihrer Umsetzung. Gleich vorweg: es gibt kein Allheilrezept, wie es tatsächlich klappen könnte. „Die wichtigste Voraussetzung für eine Veränderung ist das eigene Tun“, bringt es Reinhard Zehetner vielmehr auf den Punkt. Der Gründer des Trainingsnetzwerks ZTN beschäftigt sich seit gut 25 Jahren mit dieser Thematik und hat in dieser Zeitspanne Tausende Führungskräfte und Mitarbeiter gecoacht. Was sich in diesen zweieinhalb Jahrzehnten am meisten geändert hat? „Es ist nicht nur alles viel schneller geworden, sondern auch die Handschlagqualität war früher bedeutend besser“, fasst der 56-jährige Kennelbacher zusammen. Relativ stabil geblieben ist hingegen die innere Unzufriedenheit vieler Mitarbeiter. „Viele haben innerlich gekündigt und leisten sozusagen Dienst nach Vorschrift.“
Prozesse selbst einleiten
Für Zehetner ist klar, dass es – trotz oder gerade wegen der immer schneller werdenden Prozesse – wieder mehr Rückgrat in der Arbeitswelt braucht. Vertrauen, Wertschätzung und Kreativität sind dabei Schlüsselbegriffe, die für ein gutes oder besseres Miteinander ausschlaggebend sind. „Vertrauen heißt etwa, dass Mitarbeitern durchaus Verantwortung zugetraut und ihnen auch eine entsprechende Wertschätzung entgegengebracht wird“, nennt er Beispiele. Dass solche Prozesse eingeleitet werden, liegt aber an jedem einzelnen. „Denn wer etwas verändern will, muss sich bewegen, auch wenn das ein Verlassen der Komfortzone bedeutet und mit Unsicherheit verbunden ist.“ Nur wenige Mitarbeiter sind jedoch dazu bereit und nehmen lieber in Kauf, dass alles so bleibt, wie es ist. So sind laut Zehetner nur 19 Prozent aller Mitarbeiter – und damit nicht einmal jeder Fünfte – besonders engagiert. Dass man sich dabei selbst Entwicklungschancen nimmt, wird billigend hingenommen. Der Experte rät, Dinge für sich genau zu analysieren und dann Problemfelder offen anzusprechen und anzugehen.
Klare Ziele definieren
Gerade der bevorstehende Jahreswechsel ist ein optimaler Zeitpunkt, um Bilanz zu ziehen und zu überlegen, wo man steht und wohin man möchte. Dabei ist es hilfreich, seine Ideen, Wünsche und Gedanken schriftlich festzuhalten. Ziele, die man sich auf diese Weise erarbeitet hat, sollten so konkret wie möglich formuliert werden. Statt „Ich will einen neuen Job“ überlegen sich Berufstätige also besser, was sie konkret an ihrer Stelle stört, was sie ändern möchten, wie sich die guten Vorsätze auf ihr Leben auswirken – und auch, was sie bereit sind, dafür in Kauf zu nehmen.
Buchtipp „Ich selbst bin mein Beweger“ von Reinhard Zehetner, ZTN, erschienen im Hecht-Verlag.