„Arbeitnehmer wollen keine Arbeit auf Abruf“

Markt / 06.01.2014 • 19:41 Uhr
Hubert Hämmerle, Präsident der Arbeiterkammer Vorarlberg: „Menschen sollen gesund in den Ruhestand gehen.“ Foto: vn/Steurer
Hubert Hämmerle, Präsident der Arbeiterkammer Vorarlberg: „Menschen sollen gesund in den Ruhestand gehen.“ Foto: vn/Steurer

Mindestlohn und „mehr Netto“: AK-Präsident Hämmerle hat viele Wünsche für 2014.

Feldkirch. „Ein Jahr zählt mit so vielen Tagen, wie man genutzt hat“ sagte schon der Schriftsteller George Bernard Shaw. Jetzt mit den ersten Tagen des neuen Jahres gilt es wieder, seine persönlichen Vorsätze zu formulieren. Auch die Arbeiterkammer Vorarlberg hat sich für 2014 Ziele gesetzt, um die heimischen Arbeitnehmer zu entlasten. Dabei steht das Thema Lohnsteuersenkung ganz oben auf der Wunschliste von Arbeiterkammer-Präsident Hubert Hämmerle. „Damit mehr Netto vom Brutto bleibt“, erklärt er. Dabei ­plädiert Hämmerle für eine Absenkung des Eingangssteuersatzes auf 20 Prozent, einen sanfteren Anstieg der Grenzsteuersätze und einen Spitzensteuersatz erst ab 70.000 Euro Jahreseinkommen. Weiters könne durch eine Indexierung des Lohnsteuertarifs die kalte Progression eliminiert werden. „Damit mehr von der Lohnerhöhung bleibt.“

Gesetzlicher Mindestlohn

Ein gesetzlicher Mindestlohn in Höhe von 1500 Euro ist ein weiteres Ziel der Arbeiterkammer. „Gesetzlich deshalb, weil es Branchen gibt, die keinen Kollektivvertrag haben und vermutlich auch nie einen bekommen werden, und die dadurch immer durch die Finger schauen (Kanzleigehilfinnen, etc.)“, erklärt Hämmerle. Von einem Generalkollektivvertrag sei man ebenfalls meilenweit entfernt – daher bleibe nur ein gesetzlicher Mindestlohn übrig.

In punkto leistbares Wohnen wurde, so Hämmerle, bereits ein erster Schritt mit den neuen Wohnbauförderungsrichtlinien gesetzt. Dennoch müssen weitere folgen, erklärt der AK-Präsident. Beispielsweise durch den Wegfall des Passivhausstandards im sozialen Wohnbau sowie einer eigenen Vorarlberger Bautechnikverordnung anstatt der OIB-Vorschriften.

Wichtig für Hämmerle ist auch die Wiedereingliederung von Arbeitnehmern, so zum Beispiel durch die Einführung eines betrieblichen Eingliederungsmanagements nach Langzeitkrankenständen. Vor allem für psychisch Erkrankte oder auch Krebs-patienten. Eine Zusammenarbeit mit der österreichischen Krebshilfe wurde bereits gestartet. In punkto Vereinbarkeit von Beruf und Familie sieht Hämmerle ebenfalls Handlungsbedarf. Daneben müsse es aber auch eine Wahlfreiheit für Frauen geben, ob sie bei ihren Kindern zu Hause bleiben oder arbeiten gehen wollen.

Pensionen harmonisieren

Die Arbeiterkammer fordert zudem die Umsetzung „der längst versprochenen Harmonisierung der Pensionssysteme und einen flexiblen Pensionsantritt zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr nach dem Pensionsreformmodell der AK Vorarlberg“, so Hämmerle, der auch betont, wie wichtig es sei, dass Menschen gesund ihren Ruhestand erreichen. Es nutze nichts, das gesetzliche Pensionsantrittsalter zu erhöhen, wenn die Menschen bereits lang vorher arbeitsunfähig geworden sind. Ebenfalls auf der Wunschliste von Präsident Hämmerle: „Keine neoliberale Turbo-Flexibilisierung der Arbeitszeit auf Kosten der Arbeitnehmer.“ Es würden in Österreich rund 300 Millionen Überstunden pro Jahr geleistet, knapp 70 Millionen werden schon jetzt nicht abgegolten.

Das grundsätzliche Problem sei, dass die Arbeitgeber unter Flexibilisierung etwas ganz anderes verstehen als die Arbeitnehmer. „Viele Arbeitnehmer wollen auch flexibel arbeiten – aber großteils nach ihren Wünschen. Was sie sicher nicht wollen, ist Arbeit auf Abruf.“ Bezüglich Leiharbeit fordert Hämmerle weiters die Beschränkung der Leiharbeitsquote auf zehn Prozent im Jahresdurchschnitt.

Frühförderung der Kinder

Unter dem Motto „Qualität auf allen Stufen“ plädiert Hubert Hämmerle für eine verstärkte Frühförderung der Kinder. Jeder müsse die Chance haben, seine individuellen Fähigkeiten optimal einzusetzen. „Aufgrund der Demografie können wir es uns nicht leisten, Jugendliche aufgrund mangelnder Ausbildung zu verlieren“, ist der AK-Präsident überzeugt. In Sachen Lehre steht für Hämmerle fest: Die Wiedereinführung des Blum-Bonus und der Qualitätsprüfung zur Mitte der Lehrzeit als Qualitätskontrolle in der dualen Ausbildung sind dabei unabdingbar.

Bildung ist die beste Zukunftsinvestition und Fundament für den beruflichen Erfolg.

Hubert Hämmerle