Mehr Freude als Enttäuschung

Markt / 15.01.2014 • 22:16 Uhr

Baustart von Obervermunt II für viele ein Meilenstein, Bürger­initiative zerknirscht.

Schwarzach. (VN-reh, sca) Der Verwaltungsgerichtshof hat grünes Licht für das 600-Millionen-Euro-Projekt Obervermuntwerk II in Gaschurn/Partenen gegeben. Das Pumpspeicherkraftwerk soll ab 2018 Spitzen- und Regelstrom aus erneuerbarer Wasserkraft in das europä­ische Stromnetz liefern. Die Reaktionen dazu sind geteilt. Während sich Vertreter von Wirtschaftskammer, ÖVP sowie Gaschurns Bürgermeister freuen und das geplante Projekt als Meilenstein oder wichtigen Impuls für die Region bezeichnen, ist die Bürgerinitiative, die im Vorfeld massive Bedenken äußerte, erwartungsgemäß nicht erfreut.

Für ÖVP-Energiesprecher Thomas Winsauer ist Obervermunt II ein Riesenschritt in Richtung Energieautonomie und auch wirtschaftspolitisch ein wesentlicher Impuls. „Die Energiewende in Deutschland schafft eine enorme Nachfrage nach Spitzenstrom, welcher durch die Pumpspeichertechnologie optimal bedient werden kann“, analysiert Winsauer das Marktpotenzial für das geplante Kraftwerk.

Arbeitsplatzsicherung

WKV-Präsident Manfred Rein bezeichnet das Kraftwerk als „Arbeitsplatz- und Zukunftssicherung“. Von solchen Bauprojekten profitierte nicht nur die heimische Bauwirtschaft und das Baunebengewerbe, sondern auch andere Branchen wie Gastronomie, Handel und der Dienstleistungsbereich. Man werde sich dafür einsetzen, so Rein, dass möglichst viele Aufträge auch im Land vergeben werden und Vorarlberger Firmen am Projekt mitarbeiten und profitieren können.

Für den Montafoner Standesrepräsentant Rudi Lerch ist Obervermunt II eine Chance für die ganze Region. Denn die Montafoner und Vorarlberger Wirtschaft dürfe sich auf zahlreiche Aufträge freuen. So seien schon bei „Kops II“ rund 200 bis 300 Mitarbeiter durchgehend auf den Baustellen und weitere Hunderte Mitarbeiter in Zulieferbetrieben aller Art beschäftigt gewesen.

Gaschurns Bürgermeister Martin Netzer freut sich jedenfalls, dass alle rechtlichen Hürden aus dem Weg geschafft wurden und das Kraftwerk jetzt gebaut werde. Natürlich werde es während der Bauzeit Belastungen geben, aber es überwiegen die positiven Aspekte für die Gemeinde. „Das beginnt mit der kostenlosen Nutzung der Abwärme aus den Kraftwerken, den Infrastrukturmaßnahmen, die mit den Illwerken im Vorfeld vereinbart wurden und die Einnahmen, die wir anlässlich des Baus ­erwarten“, betont Netzer.

„Sind enttäuscht“

Thomas Bergauer von der Bürgerinitiative „Pro Nofatnom“ zeigt sich indes enttäuscht. „Der Verwaltungsgerichtshof hat ja nicht über unsere Argumente geurteilt, sondern deshalb diese Entscheidung getroffen, weil wir nicht den kompletten Bauantrag der Illwerke abgelehnt haben. Das wollten und konnten wir nicht“, so Bergauer. Aber diese Entscheidung zeige auch, dass Bürgerinitiativen in Zukunft wenig Chancen haben, wenn sie gegen solche Projekte seien. Weitere Protestaktionen seien von seiner Seite aus allerdings nicht mehr geplant.

Unser Anwalt hat in diesem Zusammenhang von einem amputierten Rechtsstaat gesprochen.

Thomas Bergauer, Bürgerinitiative

Unser Anwalt hat in diesem Zusammenhang von einem amputierten Rechtsstaat gesprochen.

Thomas Bergauer