„Unser Standort ist langfristig abgesichert“

Markt / 31.01.2014 • 19:05 Uhr
Helmut Schrenk leitet die Geschicke der Sleepwell Kauffmann GmbH.
Helmut Schrenk leitet die Geschicke der Sleepwell Kauffmann GmbH.

Hörbranz. Helmut Schrenk ist seit April letzten Jahres Geschäftsführer beim Daunendecken-Spezialisten Sleepwell Kauffmann. Im Interview spricht er über den hohen Qualitätsanspruch, den Tierschutz-Kodex des Unternehmens und erklärt, wieso sich die Produktion in Vorarlberg letztlich nur im Luxussegment lohnt.

Wieso schläft man mit Ihren Daunendecken und -kissen ­besser, was zeichnet Kauffmann-Produkte speziell aus?

Schrenk: Alle unsere Produkte unterliegen dem Tierschutz-Kodex. Dieser wurde intern vor zwei Jahren erarbeitet und wir sind zertifiziert vom Hohenstein-Institute. Das heißt, wir verwenden absolut keine Daunen und Federn von lebenden Tieren, sprich vom „Lebend­rupf“. Wir beziehen diese hauptsächlich von Schlachthöfen aus Polen. Dort werden die Gänse wegen der Fleischindustrie geschlachtet und nicht wegen der Federn oder Daunen. Zudem machen wir nach wie vor Handarbeit. Die Standarddecken werden zwar über den Steppautomat genäht, aber alle hochwertigen Produkte werden von Hand befüllt und genäht.

Kauffmann gibt es seit über 100 Jahren. Welche Veränderungen haben das Unternehmen seither geprägt? Haben sich die Schlafgewohnheiten verändert?

Schrenk: Die heutigen Produkte sind leichter. Wir haben auch gerade die leichteste Decke der Welt vorgestellt und verwenden die hochwertigste Daune, die bei uns dreimal nachsortiert wird, damit nur die großen Daunen übrig bleiben. Früher waren die Decken aus steifem Gewebe und oft nicht zu 100 Prozent mit Daunen gefüllt, sondern gemischt mit Federn. Auch so dicke Decken wie früher gibt es nicht mehr. Viele machen noch den Fehler und kaufen dicke Decken und tauschen sie dann um, weil sie viel zu warm sind. Eine Decke mit 2 bis 3 Zentimeter Dicke ist heute mehr als ausreichend, auch wenn das Zimmer nicht geheizt ist.

Sie fertigen in Hörbranz. Vorarlberg ist nicht unbedingt der günstigste Produktionsstandort? Gab es nie Überlegungen, auszulagern, wie es viele andere machen?

Schrenk: Nein. Der Standort Hörbranz wird immer gerechtfertigter, weil wir im Luxussegment tätig sind. Wir liefern zwar nach Österreich, aber unsere Hauptmärkte sind Russland, Korea, Japan und China. Wir sind kein Massenproduzent. Wir machen 60.000 Decken im Jahr. Der Standort ist also auch langfristig abgesichert.

Was bedeutet der Tierschutz-Kodex in der täglichen Arbeit?

Schrenk: Vor zwei, drei Jahren ist das Thema intensiv geworden. Die Tiere sind gequält worden. Da hat Kauffmann gesagt, wir machen da nicht mit und hat auf Schlachthof-Rupfe umgestellt. Für uns ist das ein größerer Aufwand, zum Beispiel in der Vorsortierung. Aber das steht eindeutig dafür. Wenn wir Angebote aus Lebendrupfen bekommen, nehmen wir das nicht an. Aus China wird sowieso keine Ware gekauft. Wir kaufen nur in Europa ein. Ente kommt ganz viel aus Frankreich, Gans aus Polen. Und wir verwenden keine Ente aus der Stopfleberindustrie. Wir müssen einmal im Jahr unsere Bücher offenlegen und werden geprüft, ob die Ware zurückverfolgbar ist. Da sind wir absolut transparent. Die Kunden verlangen das auch von uns und wollen jährlich einen Nachweis.

Wo sehen Sie die größten Wachstumsmärkte?

Schrenk: Derzeit macht Österreich 23 Prozent aus, der Rest ist Export. 2015 wird der Österreich-Anteil nur noch 15 Prozent ausmachen. Die größten Wachstumsmärkte sind sicher Russland, China, Korea und Japan. Geplant ist auch, den Markt in den Emiraten aufzubauen. Dort geht es nur über die Hotel­industrie.

Kauffmann lebt vom hohen Qualitätsanspruch. Wie hart ist der Wettbewerb mit weichen Decken?

Schrenk: Wir können stolz darauf sein, in Vorarlberg zu produzieren. Aber das geht nur im Luxussegment. Alles andere würde lohnkostenmäßig nicht passen. Die Konkurrenz in Deutschland und Österreich ist groß. Aber in den Exportländern und vor allem im Luxussegment sind wir fast die einzigen. Zudem ist der Name Kauffmann schon sehr bekannt.

Sie waren früher unter anderem bei Huber Tricot beschäftigt, Sie haben in praktisch allen Sparten der Textilindustrie gearbeitet. Bei Sleepwell Kauffmann sind Sie nun auch Gesellschafter, ein längerfristiges Engagement?

Schrenk: Ich habe früher sehr viel mit Erhard Grossnig gearbeitet. Er ist mein großes Vorbild und der Grund, wieso ich nach Vorarlberg gekommen bin. Unser Projekt war die Sanierung von Hubert Tricot, was sehr positiv abgelaufen ist. Da bin ich 2008 weg, weil das Unternehmen verkauft wurde. Im Herbst 2012 haben wir uns dann wieder getroffen und er hat gefragt, ob wir etwas gemeinsam tun wollen. Jetzt bin ich seit 2013 bei der Firma Kauffmann und es war für ihn ein Wunsch und für mich ein Muss, dass ich selbst mitagiere, um das Ganze langfristig auszurichten.

Sind sie aus Leidenschaft eher Sanierer oder Textiler?

Schrenk: Beides. Aber einen Textilbetrieb zu führen, ohne einen Sanierungsgedanken im Hinterkopf zu haben, das wird schwer funktionieren. Es wird nicht leichter für die Textiler, und wenn man nicht gewisse Maßnahmen einleitet und konsequent verfolgt, wird es schwierig am Markt. Wir sind zwar kein typischer Textilbetrieb und sind mit der Neuausrichtung auf das Luxussegment sicher leichter unterwegs, aber es ist trotzdem nicht einfach. Man darf es nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Wenn man nicht gewisse Maßnahmen einleitet und konsequent verfolgt, wird es schwierig am Markt.

Helmut Schrenk im Gespräch mit den Vorarlberger Nachrichten am Firmensitz in Hörbranz. Fotos: VN/Hartinger
Helmut Schrenk im Gespräch mit den Vorarlberger Nachrichten am Firmensitz in Hörbranz. Fotos: VN/Hartinger
Das Firmengebäude wurde im Jahr 2000 errichtet. Foto: VN
Das Firmengebäude wurde im Jahr 2000 errichtet. Foto: VN

Kennzahlen

Sleepwell Kauffmann GmbH

» 72 Mitarbeiter

» Umsatz 2013: 11,7 Mill. Euro. Ziel 2014: 12,7 Millionen

» 300 Tonnen Daunen pro Jahr für den Eigenbedarf und 100 Tonnen in Form von Lohnfertigungsaufträgen

» 60.000 Decken/Jahr

» Märkte: Österreich, Deutschland, circa 38 Export-Märkte, Exklusivvertrag mit Russland und Japan

» Besitzverhältnisse: 90 Prozent Austro Holding, 10 Prozent Helmut Schrenk

» Geschäftsführer: Helmut Schrenk, Siegfried Mörz

Zur Person

Ing. Helmut Schrenk

Geschäftsführer und 10-Prozent-Gesellschafter der Sleepwell Kauffmann Gmbh in Hörbranz

Geboren: 29. Mai 1968

Ausbildung: Pflichtschule, HTL für Maschinenbau

Laufbahn: Chemiefabrik St. Pölten (zuerst als Assistent des Produktionsleiters, dann als Hauptabteilungsleiter), Wechsel in die Holzindustrie als Betriebsleiter, Textilindustrie (Lambacher HITIAG Leinen AG), Wechsel nach Vorarlberg, zunächst bei Huber Tricot, seit April 2013 bei der Sleepwell Kauffmann GmbH.

Familie: verheiratet