“Investoren würden kaufen”

Birgit Kuras, Chefin der Wiener Börse, sieht gute Chancen für mittlere Unternehmen.
Schwarzach. Die Wiener Börse ist gut ins Jahr gestartet. In den ersten Monaten gab es ein starkes Umsatzplus. Anlageexperten sehen für heuer eine positive Performance. Geht es so weiter? Birgit Kuras, Mitglied des Vorstandes der Wiener Börse, ist jedenfalls optimistisch. Vor allem weil die Entwicklung nun mehr von der Konjunktur als von der Liquidität getrieben sei. Politische Krisen wie beispielsweise auf der Krim würden zwar für Nervosität bei den Investoren sorgen, allerdings hätten diese nur eine kurze Bühne. Eine Erholung setze sehr schnell ein. Für den ATX gebe es noch Potenzial und auch der Osten wird wieder stärker in den Vordergrund rücken, ist Kuras überzeugt. „Amerikanische und britische Investoren haben früher den Osten mit Österreich gleichgesetzt, und alles was damit zu tun hatte, abgelehnt“, berichtet Kuras. Das sei nun deutlich entspannter, freut sie sich über den Zuspruch.
Ein „Super-Gau“
Sorgen bereitet indes die geplante Finanztransaktionssteuer. Diese sei grundsätzlich nicht gut für den Kapitalmarkt. Nun hänge es davon ab, wie diese ausgestaltet werde. „Der ,Super-Gau‘ wäre, wenn diese nur die börslichen Umsätze betrifft. Das würde zu einem Abfluss in die außerbörslichen Bereich führen“, ist die Expertin überzeugt. Sie hoffe dass Österreich hier keinen Alleingang wagt, denn das wäre wettbewerbsverzerrend. Mit Vertretern der Politik führe sie viele Gespräche. Deren Verständnis zu Börse bzw. Kapitalmarkt sei recht unterschiedlich. „Wir sind kein Tummelplatz von Zockern und Spekulanten“, stellt Kuras klar. Sondern ein Finanzplatz, ohne den die Ostexpansion oder Privatisierungen nicht möglich gewesen wären. „Wachstum braucht die Börse“, stellt sie fest. Vielmehr würde sie sich wünschen dass die Politik Mittelbetriebe mittels Anreizen beim Börsengang unterstützt. Denn für diese sieht Kuras gute Chancen. „Die regulatorischen Kosten sind für alle gleich hoch. Das trifft kleinere Betriebe kostenmäßig stärker“, so Kuras.
Ob und wie viele neue Börsengänge es heuer geben wird, lässt sie offen. Die „corporate bonds“ also Unternehmensanleihen seien sehr gut angelaufen, auch bei den Kapitalerhöhungen habe man ein Volumen von heuer 2,8 Milliarden Euro. Allerdings hänge ein IPO, ein Börsengang, von vielen Dingen ab. Das Interesse sei zwar vorhanden, aber letztlich sei es eben ein riesiger Schritt und „die Unternehmen müssen sich sicher fühlen“. Durch die konjunkturelle Unsicherheit waren bislang viele zurückhaltend, aber wenn sie an eine Erholung glauben, werde wieder mehr investiert und dafür brauche man eben Eigenkapital. Und da kommt wieder die Börse ins Spiel. Der Markt sei jedenfalls aufnahmefähig, das habe die Kapitalerhöhung der RBI gezeigt. „Die Investoren würden kaufen“, ist Kuras überzeugt.
Zur Person
Birgit Kuras
Mitglied des Vorstandes Wiener Börse
Geboren: 16. März 1957
Ausbildung: Wirtschaftsuniversität Wien
Laufbahn: Raiffeisen Zentralbank, Raiffeisen Centrobank AG, seit 2012 Wiener Börse AG