“Wollte nie nur gute und teure Weine machen”

Lustenau. Michael Moosbrugger ist nicht nur Weinbauer, sondern auch „Bewahrer“ des Kulturgutes Schloss Gobelsburg. Im Interview spricht er über seinen Weg von Lech nach Niederösterreich, wie einträglich das Geschäft mit Wein ist und wieso er im Kontext der Geschichte nur ein kleiner Teil ist.
Sie stammen aus einer Hoteliersfamilie in Lech, wieso hat es Sie zum Weinbau gezogen?
Moosbrugger: Mit 10 Jahren mussten alle Lecher entscheiden, auf welche Schule sie gehen. Mein Vater wollte nicht, dass wir auf ein Gymnasium gehen, aber keinen Nagel in die Wand schlagen können. Also bin ich nach Salzburg ins Werkschulheim, ein Gymnasium, in dem man auch ein Handwerk lernt, in meinem Fall Maschinenschlosser. Danach bin ich auf die Universität. Als aber mein Vater verstorben ist, sind wir Kinder nach Lech. Und weil niemand seine Ausbildung bis dato fertig hatte, ist immer einer von uns daheim geblieben, bis alle fertig waren. Mein Bruder hat dann das Hotel übernommen. Ich war frei und Wein war bei uns immer ein Thema.
Man wird nicht einfach Winzer. Das ist ein ordentlicher Weg …
Moosbrugger: Das ist gar nicht so einfach, weil es keine familiäre Vorbelastung gab. Meine Vision war, vielleicht übernehme ich ein Gasthaus mit einer Landwirtschaft. Ich bin nach Niederösterreich und habe gesehen, das was mich wirklich interessiert, ist der Weinbau. Das habe ich von der Pike auf gelernt. Irgendwann bin ich auf die Suche nach einem eigenen Betrieb gegangen. 1996 habe ich die Möglichkeit bekommen, Gobelsburg zu übernehmen. Und das auf eine sehr lange Sicht hinaus.
Was bedeuten Ihnen Auszeichnungen wie „Winzer des Jahres“?
Moosbrugger: Das ist eine tolle Auszeichnung, aber die meisten meiner Kollegen legen es wie ich nicht darauf an. Wir sind als Winzer voneinander abhängig, darum arbeiten wir viel zusammen. Auf einer Weinkarte haben schließlich viele Positionen Platz. Es gibt eine Auszeichnung, die hat mich noch mehr gefreut. Wir sind vom amerikanischen Wine & Spirits Magazine als „Champion of Value“ ausgezeichnet worden. Das freut mich deshalb, weil es nie meine Intention war, nur gute und teure Weine zu machen, sondern, dass sie einen rellen Gegenwert haben.
Im Weingut ist man für viele Dinge selbst verantwortlich, was ist Ihre liebste Tätigkeit?
Moosbrugger: Ich war nie ein Spezialist. Mich interessieren die verschiedensten Bereiche gleichermaßen. Am härtesten habe ich mir anfangs im Verkauf getan, aber auch das mache ich mittlerweile gerne. Wir exportieren zwei Drittel unseres Weins weltweit. Und das eröffnet einen tollen Horizont, wenn man versucht, das Kulturgut Gobelsburg international den Menschen näherzubringen.
Ist das Geschäft mit dem Wein eigentlich einträglich?
Moosbrugger: Wenn man reich werden will, darf man nicht in den Weinbereich gehen. Ich glaube, man kann heute gut und anständig leben davon. Einen Großteil stecken wir in die Zukunft. Wir müssen ja auch ein historisches Objekt erhalten. Das ist eine Baustelle – eine Never-Ending-Story. Die ersten fünf Jahre waren betriebswirtschaftlich ganz schwierig. Jetzt haben wir die Infrastruktur, mit der wir ordentlich und professionell arbeiten können.
Was ist für Sie derzeit die größte Herausforderung?
Moosbrugger: Was Gobelsburg von anderen Weingütern unterscheidet, ist seine Grundstruktur. Wir sind eines der ältesten Weingüter, es ist Teil eines Zisterzienserklosters. Ich habe also ein Kulturerbe angetreten. In einem klassischen Familienbetrieb hat man eine Eigentümerstruktur. Bei uns geht’s nicht um uns, wir sind im Kontext der Geschichte nur ein kleiner Teil. Das muss man akzeptieren und das Weinkulturerbe mit bestem Wissen und Gewissen in die nächste Generation führen.
Sie sind auch Obmann der Österreichischen Traditionsweingüter. Für was machen Sie sich in dieser Vereinigung stark?
Moosbrugger: Es gab den Wunsch, einen Ansprechpartner in den Gebieten zu haben. Zudem hat man die Qualität des Weins lange über Zucker definiert. In der Vorkriegszeit war Qualität aber immer über Herkunft definiert, also über die Qualität der Weingärten. Unser primäres Ziel ist nun die Lagenklassifikation nach Vorbild des Burgunds. Ein sehr ambitioniertes Ziel. 20 Jahre lang hat man an den Grundlagen gearbeitet, nun muss unser Vorschlag verifiziert werden. Das wird wohl eine weitere Generation brauchen. Man sieht, im Weinbau dauert alles sehr lange.
Werden Ihre Wein im Hotel Post als „Hauswein“ serviert?
Moosbrugger: Ja, aber natürlich nicht ausschließlich. Mein Bruder ist schon stolz darauf, aber die Post war immer bekannt für eine tolle internationale Weinliste. Das pflegt mein Bruder nach wie vor und er ist auch bei „Confrérie des Chevaliers du Tastevin“, einer Weinbruderschaft in Burgund.
Das Zisterzienser-Leitmotiv ,Einfachheit und Strenge‘ ist ein wunderbares Leitmotiv in der Winzerei.


Kennzahlen
Weingut Schloss Gobelsburg
» 25 Mitarbeiter
» 70 Hektar Weingärten
» 2/3 der Produktion wird weltweit exportiert (Europa, Amerika, Asien, Australien, Emirate)
» Produziert werden 200.000 Flaschen von Schloss Gobelsburg sowie 200.000–250.000 Flaschen Gobelsburger
» 35 verschiedene Weine
Zur Person
Michael Moosbrugger
Geschäftsführer und 50-Prozent-Eigentümer der Schloss Gobelsburg GmbH in Niederösterreich
Geboren: 22. 3. 1966
Ausbildung: Volksschule in Lech, Gymnasium Werkschulheim Felbertal in Salzburg (Matura und gleichzeitig Lehrabschluss als Maschinenschlosser)
Laufbahn: zunächst im Hotel Post in Lech, anschließend vier Jahre lang Ausbildung im Bereich Weinbau, 1996 Übernahme von Schloss Gobelsburg
Familie: verheiratet, drei Kinder (9, 12 und 13 Jahre)