6450 Quadratmeter in (zweit)bester Lage

Dornbirns Zentrum boomt. Wenige Meter daneben sieht es aber anders aus.
DORNBIRN. Über Jahrzehnte hat sich Dornbirn den Ruf als „die“ Einkaufsstadt des Landes aufgebaut. Viele Geschäfte, viel Abwechslung, kurze Wege. Doch öfter als früher blicken die Shopper in tote Schaufenster. 6450 Quadratmeter Verkaufsfläche stehen derzeit im Zentrum der Stadt leer, das sind rund sieben Prozent der gesamten Verkaufsfläche.
Die größte leere Fläche findet sich im Stadtmarkt, wo nach dem Auszug von Giga-Sport eine ganze Etage mit 2300 Quadratmetern leer steht. Gleich über der Straße, in der Schulgasse 34 in der ehemaligen PSK sind es nochmals 800 Quadratmeter, und durch den Auszug des Spielzeughändlers Vedes stehen auch in der Eisengasse derzeit 1000 Quadratmeter zur Disposition.
Toplage gefragt
Sorgen macht sich um diese Fläche Immobilienentwickler Bernhard Ölz, dessen Firma Prisma mehrere Objekte im Dornbirner Zentrum betreut, nicht. „Das ganze Haus ist von Intersport langfristig gemietet. Für die derzeit noch freistehende Fläche gibt es verschiedene Optionen, die bald umgesetzt werden“, bleibt er gelassen.
Überhaupt: Geschäfte in Dornbirner Toplage könnte man mehrmals vermieten, die Interessenten stehen sich auf die Füße. Doch der Radius der Toplage wird immer enger, am liebsten würden sich alle Händler direkt am Marktplatz und wenige hundert Meter entlang der Marktstraße ansiedeln. Andere Lagen verlieren kontinuierlich an Attraktivität. Ausgenommen ist die Eisengasse, in der junge Shops und Lokale wie das Cafesito oder Geschäfte wie der Trendschuhladen shu:z und der Dekoladen Jule für Szeneflair sorgen.
Klostergasse, Schulgasse und Mozartstraße haben schon bessere Zeiten erlebt. Damit das wieder so wird, habe die Stadt bereits einen Entwicklungsplan lanciert, berichtet Marco Fehr, Geschäftsführer des Standort- und Gründerzentrums Dornbirn. Eine Schieflage sieht er ebensowenig wie Ölz, obschon für beide Geschäfte in der Moosmahdstraße oder in der Klostergasse nicht mehr als Toplage gelten.
Wettbüros schädigend
Für den Obmann von Inside Dornbirn, der Interessengemeinschaft von rund 200 Unternehmen der größten Stadt Vorarlbergs, Rudi Präg ist hingegen „jedes Geschäft, das leer steht, besorgniserregend“. Eine Einschätzung, die er mit den Nachbarn der leer stehenden Geschäfte teilt, denn die haben tatsächlich darunter zu leiden, wenn die Schaufenster blind bleiben und die Leute nicht mehr in die Straße kommen. Fast ebenso geschäftsschädigend ist es aber auch, so ein betroffener Händler, wenn statt einem Geschäft ein Wettbüro ins Nachbarhaus einzieht. „Das ist für die gesamte Gegend nicht gut und schlägt sich in den Zahlen nieder.“ Eine Entwicklung setze sich in Gang, die schlußendlich die Nachbarn mit in den Abgrund zieht.
Damit das nicht um sich greift, versucht auch das Stadtmarketing, so Geschäftsführer Herbert Kaufmann, mit einem guten Angebot gegenzusteuern. „Mit dem Blumenmarkt oder Aktivitäten zum 25. Geburtstag der Fußgängerzone
bieten wir den Kunden aus der Stadt und der Region einen guten Grund zum Innenstadt-Besuch“, ist er sich sicher. Aber auch er will zwar die Entwicklung beobachten, sieht aber eher ein Comeback der City: „Die Innenstädte werden wiederentdeckt“, prophezeit er. Und die Händler am Rand der Toplagen wollen ihm das vorerst glauben.
Jedes Geschäft, das leer steht, ist besorgniserregend.
Rudi Präg