“Jeder Mensch will schaffen”

Markt / 29.04.2014 • 20:00 Uhr
 Qualifizierung und das Augenmerk auf „soft skills“ erhöhen die Chancen am Arbeitsmarkt für ältere Arbeitslose.  Foto: Carla  
 Qualifizierung und das Augenmerk auf „soft skills“ erhöhen die Chancen am Arbeitsmarkt für ältere Arbeitslose. Foto: Carla  

Ältere Arbeitslose sind oft nicht qualifiziert. „Carla“ will dem ab­helfen.

Schwarzach. (VN-sca) Wie es einen Tag der Arbeit gibt, gibt es inzwischen auch einen Tag der Arbeitslosigkeit. Der ist heute. Und der betrifft immer mehr Menschen. Selbst in Vorarlberg steigt die Arbeitslosigkeit seit Monaten kontinuierlich. Und das ändert die Sache grundlegend, sagt Karoline Metzler, bei der Caritas für den Bereich „Arbeit und Qualifizierung“ zuständig. Unter dem Namen „Carla“ sind die Arbeitsprojekte ein Begriff.

2013 waren in Vorarlberg fast 33.000 Menschen von Arbeitslosigkeit betroffen, besonders ältere Menschen – und in diesem Zusammenhang sind dies bereits Personen ab 45 Jahren – tun sich zunehmend schwer, wieder eine Beschäftigung zu finden. Verschärfend kommt hinzu, so Metzler beim Gespräch mit den VN, dass gerade ältere Arbeitslose niedrigqualifiziert sind.

Dem will „Carla“ mit gezielten Qualifizierungsprogrammen und vor allem aber mit Bewusstseinsbildung bei den Unternehmen abhelfen. Metzler: „Die niedrigqualifizierten Personen haben zwar keine formale Berufsausbildung, sie besitzen jedoch in vielen Fällen wertvolle berufspraktische Fähigkeiten. Diese Qualifikationen können bis an das Facharbeiterniveau heranreichen.“ Das belege eine Studie der Arbeiterkammer Vorarlberg aus dem Jahr 2013. „Diese Studie unterstreicht, was unsere Erfahrung auch in der Praxis zeigt: Sobald eine Person diese nicht zertifizierten Qualifikationen glaubhaft nachweisen kann, sind die Chancen auf einen Arbeitsplatz höher. Niedrigqualifizierte sind verlässlich, an einer langfristigen Anstellung interessiert und lernbereit.“ Carla biete für diese Menschen maßgeschneiderte Angebote und Unterstützung an, so Karoline Metzler, vom AMS gebe es eine ganze Reihe von Förderungen.

Und die gibt es auch für Unternehmen: Sie wünscht sich ein Umdenken bei den Unternehmen – „die Betriebe rufen das Potenzial der 45- bis 60-Jährigen noch zu wenig ab.“ Auch die Politik und die Sozialpartner sind gefordert, die Weichen für den Arbeitsmarkt von morgen zu stellen. Es braucht altersunabhängige Angebote für Mitarbeiter.

Von der Gesellschaft erwartet sie sich, dass die Stigmatisierung von Arbeitslosen aufhört. „Das Stammtisch-Bild vom faulen Arbeitslosen stimmt einfach nicht. Jeder Mensch will schaffen“, ist sie sicher. Eine Änderung gebe es dann, wenn in der Verwandtschaft oder im Bekanntenkreis jemand arbeitslos werde, was immer häufiger der Fall sei, dann „relativiert sich das Bild“. Aber auch von den Arbeitssuchenden erwartet sich die Fachbereichsleiterin ein proaktives Agieren, wenn es um die Arbeitssuche bzw. die Qualifizierung geht. „Erkundigen Sie sich über die Möglichkeiten, formulieren Sie beim AMS Ihre Wünsche“, rät sie abschließend.

Ich wünsche mir, dass ältere Menschen eine Chance bekommen.

Karoline Metzler

Arbeitslosigkeit

» Über die Hälfte aller 45-jährigen Personen, die 2013 in Vorarlberg arbeitslos waren, hatten als höchsten Bildungsabschluss maximal die Pflichtschule.

» In Vorarlberg werden Hilfskräfte im Bau- und Baunebengewerbe, aber auch in Gesundheitswesen, Pflegebereich, Reinigung und Gastronomie benötigt.

» Informationen für Arbeitslose und Unternehmen bei Carla und beim AMS.