Champions League statt Grenzen

Wieso Vorarlberg ohne EU weitaus weniger erfolgreicher wäre als heute.
Dornbirn. Ein Loblied auf die EU stimmten Landeshauptmann Markus Wallner und WKÖ-Präsident Christoph Leitl gestern Nachmittag an. Nach viel negativer Berichterstattung, Austrittsforderungen und Diskussionen über krumme Gurken und Traktoren-Sitze sollten nun die Errungenschaften der Europäischen Union in den Vordergrund gerückt werden. Sie skizzierten ein Bild, was aus Österreich und den Bundesländern ohne EU-Beitritt geworden wäre – 32 Milliarden Euro weniger Wertschöpfung beispielsweise. Weniger Exportleistung, weniger Wirtschaftswachstum, weniger Touristen. Die Grenzbalken quasi als wirtschaftliche Bankrotterklärung. Die Herren sind jedenfalls überzeugt, eine EU-feindliche Politik würde uns schwer benachteiligen. Und letztlich sei Vorarlberg im vergangenen Jahr zum Nettoempfänger mutiert, bekam also aus EU-Fördertöpfen mehr Geld zurück als einbezahlt wurde. Wobei sich das ab heuer wohl nicht mehr ausgehen werde, betonte Landeshauptmann Wallner. In Österreich kommt sogar jeder Euro dreifach zurück, stimmte WKÖ-Präsident Leitl ein. Mehr als die Hälfte aller österreichischen Unternehmen sei heute auf dem europäischen Binnenmarkt aktiv. Für Leitl gibt es deshalb keine Alternative zu einer weiteren Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit von Betrieben und Standort. Auch den Vergleich mit der Schweiz brauche man nicht zu scheuen. Denn Österreich habe sich gegenüber der Schweiz seit dem EU-Beitritt einen jährlichen Wachstumsvorsprung von 0,8 Prozentpunkten erarbeitet.
Wer in der Champions League spielen will, muss Ja zur EU sagen, so sein Fazit, das so auch auf einem Wahlplakat stehen könnte.
Und dass Vorarlberg von Anfang an als Modell- und Pionierregion gegolten habe, sei letztlich auch der EU zu verdanken. Schließlich sei man nur gemeinsam stark. Denn die Europäer machen nur sieben Prozent der Weltbevölkerung aus, einen Stempel kann man also nur als Gemeinschaft aufdrücken. Eine Chance sieht Leitl auch im Freihandelsabkommen mit den USA. Man sollte die Verhandlungen ernst nehmen und nicht mit Chlorhühnern Angst und Panik verbreiten, fordert er. Genauso sollte Europa Afrika nicht den Chinesen überlassen. Also den Mut haben, über die Grenzen von Europa hinauszublicken.
Ebenso sieht er in der EU – wie oft kritisiert – keine Bürokratiehochburg. Es gebe dort schließlich weniger Beamte als in allen Wiener Magistraten zusammen, erklärte Leitl und ließ sich am Ende doch noch eine kleine Kritik an der Union entlocken: „Die vielen Regelungen im Kleinen stören mich schon.“
