Aktienmarkt: Nikkei meldet sich zurück

schwarzach. Die japanische Börse entwickelte sich in diesem Jahr unter den großen Börsenplätzen bislang mit Abstand am schlechtesten: Rund 10 % gab der Nikkei-Index seit Anfang 2014 ab. Zurückzuführen ist diese enttäuschende Entwicklung u.a. auf das ins Stocken geratene Reformprogramm der Tokioter Regierung. Zwar wurden verschiedene kleinere Vorhaben realisiert. So wurden zum Beispiel Sonderwirtschaftszonen eingerichtet, der Elektrizitätsmarkt für Private liberalisiert oder Subventionen für die Landwirtschaft gestrichen. Der große Wurf blieb bislang allerdings aus. Voraussetzung für eine nachhaltige Überwindung der japanischen Wachstumsschwäche ist die Umsetzung der von Ministerpräsident Abe angekündigten tiefgreifenden strukturpolitischen Reformen.
Für Verunsicherung der Anleger sorgte darüber hinaus die Anhebung der Verbrauchssteuern zum 1. April von 5 % auf 8 %. Diese Maßnahme hatte negative Auswirkungen auf den privaten Verbrauch. So fiel der Einbruch der Einzelhandelsumsätze im April stärker aus als erwartet. Sie erlitten einen Rückgang auf Monatssicht von 17,3 %. Dieser Effekt dürfte aber nur vorübergehend sein. Eine von vielen Marktteilnehmern für Ende April erwartete Forcierung der ultralockeren Geldpolitik durch die Bank of Japan blieb aus, was den Nikkei zusätzlich belastete. Notenbank-Gouverneur Kuroda ließ allerdings erkennen, den Markt bei Bedarf durch weitere expansiv wirkende geldpolitische Maßnahmen zu stützen.
Japans Aktienmarkt bietet aktuell nicht nur ein im Vergleich zu Europa und den USA attraktives Kurs-Gewinn-Verhältnis, sondern auch ein zweistelliges Gewinnwachstum. Positiv dürfte sich auch die höhere Gewichtung des Aktienanteils im mit einem Anlagevolumen von 1,2 Bill. US-Dollar weltgrößten Pensionsfonds GPIF auswirken. Der Fonds dürfte sich damit wohl zum zweitgrößten Akteur an Tokios Börse nach den Ausländern entwickeln.
Fazit: Wir gehen bis Jahresende mit der Unterstützung eines schwächeren Yens weiter von einer Erholung des Nikkei aus. Mit dem Sprung über die Marke von 15.000 Punkten könnte das Interesse der Anleger wieder zurückkehren.

stefan.schmitt@hypovbg.at,
Stefan Schmitt, Leiter Private Banking Plus, Hypo Landesbank