Mehr Kleinunternehmen von Insolvenz betroffen

Markt / 24.06.2014 • 18:59 Uhr

Mehr Insolvenzen im ersten Halbjahr, aber weniger Passiva und betroffene Mitarbeiter.

Dornbirn. Das erste Halbjahr 2014 hat schlecht angefangen, zumindest was die Entwicklung der Firmeninsolvenzen in Vorarlberg betrifft. Mit einem Anstieg von rund einem Drittel verzeichnet Vorarlberg auch den höchsten Anstieg aller Bundesländer. Relativiert wird dieses Bild jedoch, wenn man die Höhe der Passiva und die Zahl der betroffenen Mitarbeiter betrachtet. Die Passiva gingen ebenfalls um fast ein Drittel zurück, bei den betroffenen Mitarbeitern waren sogar fast um die Hälfte weniger zu verzeichnen als im ersten Halbjahr 2013. Grund dafür ist, so Sabine Welte vom KSV 1870, dass vorwiegend Ein-Personen- und Kleinstunternehmen von einer Insolvenz betroffen waren. „Und wir sind weit entfernt von den Zahlen der Jahre 2010 bis 2012. Im Jahr 2010 waren es noch 166 Firmeninsolvenzen im ersten Halbjahr, eine verspätete Auswirkung der Wirtschaftskrise“, erklärt die Niederlassungsleiterin für Vorarlberg. Eine schwächelnde Wirtschaft könne aus den vorliegenden Zahlen nicht abgeleitet werden. Es spreche auch nichts dafür, dass sich diese Zuwächse bei den Firmeninsolvenzen unkontrolliert fortsetzen werden, so Welte.

Immer mehr Dienstleister

Ebenfalls auffallend: erstmals seit Jahren führt die Sparte „unternehmensbezogene Dienstleistungen“ die Insolvenzstatistik an. Bisher war es immer das Gastgewerbe, das an der ersten Stelle stand. „Diese stehen unter einem besonderen Wettbewerbs- und Preisdruck“, führt Welte Gründe an.

Bei den Privatinsolvenzen zeigt sich ein ganz anderes Bild. Hier ging die Zahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren im ersten Halbjahr 2014 um knapp 23 Prozent zurück. Auch bei der Schuldenhöhe verzeichnete man einen Rückgang. Allerdings geht man in Vorarlberg von einem sehr hohen Niveau aus, liegt das Bundesland doch bei den Privatinsolvenzen pro Kopf österreichweit an zweiter Stelle. Für den Rückgang sieht Sabine Welte den Grund zum einen in den Kapazitäten bei den Schuldenberatungsstellen. Zum anderen sei aufgrund des niedrigen Zinsniveaus der Leidensdruck bei den Schuldnern derzeit nicht so hoch. Dass Vorarlberg aber dennoch über die zweithöchste Insolvenzrate verfügt, liege auch an der Moral. Heißt, hierzulande habe man weniger Scheu, eine Insolvenz anzumelden. „Das sehe ich durchaus positiv, dass viele Schuldner das angehen“, betont Welte. Das hohe Preisniveau sei nur bedingt ausschlaggebend. Erst wenn das finanzielle Gerüst eh schon wackle, spiele die Teuerung zum Beispiel bei Mieten eine tragende Rolle. Ob die Privatpleiten weiter zurückgehen, kann aus Sicht des KSV noch nicht gesagt werden. Ein langfristiger Trend könne jedenfalls daraus noch nicht abgeleitet werden.

Kennzahlen

Die vier größten Firmenpleiten in Vorarlberg, 1. Halbjahr 2014 (Reihung nach Schulden)

» Mag. Helmut Benzer, Steuerberater: Schulden 1,3 Mill. Euro, 17 Mitarbeiter
» Hans Karl Schelling, Immobilientreuhänder: Schulden 1,3 Mill. Euro, 0 Mitarbeiter
» Autocenter Huber GmbH & Co KG: Schulden 1,2 Mill. Euro, 9 Mitarbeiter
» Tischlerei Raffl GmbH: Schulden 1,1 Mill. Euro, 8 Mitarbeiter